Tatort Saarbrücken: Unterschätzte gute Unterhaltung pur!

Glosse

Und was die Kollegen so alles ganz böse darüber schreiben: "unverbindlich, flach, ja infantil" (Spiegel online), "Der Wahnsinn hat Methode?" (stern.de), "Schade um Striesow, schade um den Sonntagabend" (taz) oder "der Zuschauer verschleudert Lebenszeit, wenn er sich das ansieht" (sueddeutsche.de). Und das Schlimmste: Das stimmt alles nicht!

Auch im zweiten Tatort aus dem optisch wieder erfrischend anders  ausehenden Bundesland Saarbrücken laufen Jens Stellbrink alias Devid Striesow und seine Schauspielerkollegen wieder zu Hochform auf. Denn was soll Sonntagabend-TV anderes sein als beste Unterhaltung? Noch besser: mit einer Prise Humor. Unter diesem Aspekt ist das Projekt eindeutig gelungen! 

Warum also sind die Kollegen so schockiert und entrüstet in einer konzentriert-kopierten Abschreibform, die fast schon wieder lustig, wenn nicht so wunderlich massiv wäre? Die schwachen Argumente, die in den Artikeln gegen das neue Tatort-Konzept zu lesen sind, wiederholen sich dabei immer wieder: "nicht realistisch, langweilig, keine Handlung". Wenn wir "langweilig" und "nicht realistisch" mal als reine Geschmacksache oder unreflektiert abgeschrieben abziehen, bleibt "nicht realistisch". Und? Wo steht, dass "realistisch" ein Erfolgskriterium für Tatort-Produktionen ist. Unter diesem Aspekt müsste manche langweiligere Tatort-Version aus Münster (nicht der letzte!) von den garstigen Kollegen regelrecht zerfetzt werden. Wird aber nicht.

Anders formuliert: Wer bei dem zweiten Tatort aus Saarbrücken mit Striesow nicht lacht oder sich wirklich langweilt, hat meiner Meinung nach abgeschrieben, nach 15 Minuten abgestellt oder ist eigentlich schon humortot. Aber vielleicht verstehen manche aus der schreibenden Zunft tatsächlich nicht mehr Humor oder gar Ironie. 

Bleibt zu hoffen, dass die werten Meckerkollegen aus der bundesdeutschen Gesamtschreibstube das innovative und kreative des SR-Tatort-Konzeptes doch noch kapieren oder einfach von der Quote besiegt werden. Sorry für diese "Nestbeschmutzung", ihr berufsmäßigen TV-Glotzer, aber genug ist genug! Wider der Einheitspresse, es lebe der neue Tatort aus Saarbrücken!