Piratenpartei/Interview: "frau merkel darf uns zu recht ernst nehmen"

Interview

Nach dem Erfolg bei den Berliner Wahlen muss Ben de Biel, Pressesprecher der Piratenpartei Berlin, bis zu 80 Presseanfragen pro Tag bearbeiten. Und da kommt noch medienmilch.de und befragt ihn zur Darstellung der Piratenpartei in den Mainstreammedien und den Online-Plänen der Piraten für Berlin:

Erklären Sie bitte in jeweils maximal drei Sätzen einer 93-Jährigen und einem 8-Jährigen die Piratenpartei?  

Ben de Biel:
wir sind eine partei die möchte, dass der bürger sich an politik beteiligt. und wir möchten von den anderen parteien wissen, auf welcher grundlage an informationen sie ihre entscheidungen treffen. das möchten wir dem bürger erklären und wünschen und, dass der bürger die möglichkeit hat mit eben diesen informationen zu entscheiden, ob die vertretene idee sinnvoll ist für unsere gesellschaft.

Die CDU nimmt die Piratenpartei nach dem Berliner Wahlergebnis nun laut Frau Merkel ernst und will die Internetpräsenz verstärken. Was erwarten Sie für weitere Aktionen und Reaktionen von Ihren "Mitbewerbern"?  

Ben de Biel:
frau merkel darf uns zu recht ernst nehmen. wir rechnen in erster linie damit, das versucht wird uns persönlich zu diskreditieren, dies wird aber eher den misstrauischen blick auf die etablierten parteien verstärken, denn das ist ja keine sachpolitik, die aber will der bürger.  

15 Sitze im Berliner Abgeordnetenhaus = 15 politische Blogger? Können Sie schon etwas über ihre konkreten Online-Pläne für Berlin verraten?  

Ben de Biel:
wenn sie so wollen sitzen da auch 15 blogger, vor allem sitzen da bürger, die anderen bürgern erklären möchten, was da eigentlich vor sich geht, wie es zu entscheidungen kommt, welches sind die informationen auf denen diese basieren. 

Sie sind das erste Mal nun in dieser Intensität in den Mainstreammedien. Fühlen Sie sich im Großen und Ganzen korrekt dargestellt?  

Ben de Biel:
offensichtlich sind weit mehr menschen irritiert über doch sehr elitäre art der etablierten parteien, die sich vornehmlich mit sich selbst befassen, sich mit andern parteien befassen, oder über den bürger reden, nur möglichst nicht mit dem bürger. von daher sind wir sehr angenehm überrascht.  

Gab es Medienberichte nach der Wahl, die Ihrer Meinung nach vollkommen daneben bzw. falsch waren?  

Ben de Biel:
der focus auf internetthemen und zu wenige frauen in der partei sind die einzigen themen. beim internet deswegen, weil die möglichkeiten, die es bietet nicht verstanden worden sind, oder verstanden werden wollen. zu frauen kann ich nur sagen, fragen sie die frauen, nicht die männer.  

Bitte ergänzen Sie folgende Satz: Die Piratenpartei sind nicht die Grünen des neuen Jahrhunderts, weil ...  

Ben de Biel:
sorry, wir sind nicht die grünen, uns interessieren weder ideologien noch dogmen, wir möchten informationen.  

Die Fragen an Ben de Biel stellte Oliver Hein-Behrens.