WASD: "Wir machen ein Print-Bookazine, das niemand wegwerfen soll"

Interview

Gibt es intellektuelle Gamer mit der Fähigkeit, längere Texte zu lesen und sogar zu verstehen? Das Magazin "WASD - Texte über Games" glaubt im Gegensatz zu manchen Politikern oder Elternteilen fest daran. medienmilch.de war neugierig und fragte Christian Schiffer, den Chefredakteur und Mitherausgeber der WASD:

Herzlichen Glückwunsch! medienmilch.de hat WASD nach der Lektüre der aktuellen Ausgabe zum besten und avantgardistischsten Games-Magazin Deutschlands ernannt. Für unsere Newsbies: Wofür steht eigentlich WASD?

Danke, Danke! "WASD" ist eine Tastenbelegung, insbesondere für 3D-Shooter auf dem PC. Mit "W" steuert man die Figur nach vorne, mit "S" nach hinten, mit "A" nach links und mit "D" nach rechts. Wenn man das nicht weiß, macht das aber auch nichts. Viele Nicht-Gamer sprechen "WASD" dann auch gerne in einem durch, oft auf Englisch: "WÄÄÄÄASD", das klingt dann eigentlich auch ziemlich cool.

In Eurer Eigenwerbung behauptet ihr, dass WASD hervorragend riecht, gut in der Hand liegt und das Gewicht und die angenehme Kühle des Umschlags für ein wohliges Gefühl sorgen. Das habe euch schließlich den European Design Award sowie den Red Dot Award eingebracht, die höchste deutsche Designauszeichnung. Jetzt mal ernsthaft: Wie wichtig ist Aussehen für Euch?

Sehr wichtig! Wir machen ein Print-Bookazine, das niemand wegwerfen soll. Deswegen liegt uns das Design sehr am Herzen. Wenn man heute noch Print macht, dann muss man es richtig machen. Dann muss klar sein, dass es sich um ein wertvolles Produkt handelt und dazu zählt auch die Optik.

WASD erscheint alle sechs Monate mit 200 Seiten für 15,90 Euro. Viele könnte dieser Preis zuerst etwas abschrecken, obwohl das nur 3,2 Cent pro Tag sind. Eure besten Hauptargumente?

Man muss sich davon lösen, die WASD als ein typisches Gamemagazin zu sehen, das ist sie sicher nicht. Die WASD ist ein kleines Buch, allerdings gelayoutet und im Vierfarbdruck. Es ist also eine Mischung aus Buch und Magazin, ein Bookazine eben. Die WASD umfasst sehr viel mehr Inhalt als ein typisches Gamemagazin, insgesamt 200 werbefreie Seiten. Wer sich die Mühe macht, den werbefreien Seitenpreis auszurechnen, wird merken, dass die WASD beispielsweise nur halb so viel kostet, wie andere Magazine, etwa die "BEEF". Und: Sie ist kein Wegwerfprodukt! Wer sie ausgelesen hat, kann sich immer noch daran erfreuen, weil sie im Bücherregal schrecklich gut aussieht.

In Zeitschriftenläden findet man die WASD kaum. Der Einzelhandelsverkauf sei für euch "eine etwas schwierige Angelegenheit", weil ihr hier den Händlern hohe Rabatte einräumen müsst. Direktverkauf ist also Trumpf. Dafür müsst ihr aber eure "Zielgruppe" erst einmal erreichen. Wie macht ihr das denn (außer durch Interviews in medienmilch.de)?

Indem wir auch mal Interviews mit anderen Seiten als medienmilch.de führen! Im Ernst: Tatsächlich berichten immer wieder Blogs über uns, etwa Superlevel, Polyneux oder nerdcore. Die WASD ist ja eine recht spezielle Publikation, insofern spricht sich das schnell rum. Zudem kooperieren wir mit Spiegel.de, SZ.de, Zeit.de und Standard.at, die regelmässig ausgewählte Artikel der WASD veröffentlichen und auf unsere Homepage hinweisen. Und ja, es stimmt natürlich, dass wir auf den Direktverkauf angewiesen sind, aber wir bemühen uns auch um den Aufbau eines Händlernetzes. Nur leider ist das gar nicht so einfach.

Über 50 Autoren arbeiten für die WASD und ihr sucht online munter weitere. Sind eure Honorare so extraordinär hoch oder womit erpresst Ihr die?

Erpressen müssen wir eigentlich niemanden. Es ist eher so, dass viel zu viele Leute für die WASD schreiben wollen. Es wird sich wohl auch mehr und mehr ein einigermaßen fester Autorenstamm herausbilden.

Jetzt kommen wir zu den wichtigen Fragen: Das Gamesjahr 2013! Welches waren für euch die wichtigsten Trends?

Der Trend hin zu aufregenden, künstlerischen, obskuren und manchmal etwas seltsam Autorenspielen hat sich verstärkt. Computerspiele etablieren sich immer mehr als Medium, das Menschen nutzen um persönliche oder gesellschaftliche Anliegen zu vertreten. Und das finde ich gut! Ansonsten war sicher Kickstarter dieses Jahr ein großes Ding. Per Crowdfunding erblicken jetzt endlich die Spiele das Licht der Welt, denen die großen Publisher keine Chance geben wollten.

Und was sind eure Top-Titel in 2013?

Mein Lieblingsspiel war "Paper, Please!". Hier spielt man einen Passkontrolleur in einem fiktiven autoritären Staat. Ein düsteres Spiel ist das, etwas verstörend, aber intelligent und originell. Die ersten 15 Minuten von Bioshock 3 haben mir aber auch recht gut gefallen.

Und 2014? Wird alles besser? Worauf sollen wir uns freuen?

Auf Watchdogs! Wenn alles gut läuft, tritt dieses Spiel einen Cyberpunk-Boom los! Und das "Game of Thrones"-Spiel von Telltale Games könne auch was werden.

Drei der 200 Seiten sind maximal bei euch für Werbekunden reserviert. Jetzt sucht ihr (auf der Rückseite eurer aktuellen Ausgabe) dafür Kooperations- und Werbepartner für 2014? Nehmen wir mal an, ich kenne einen Werbechef mit vielen Euros. Wie kann ich den überzeugen?

Erzähle ihm unbedingt von unserer attraktiven Zielgruppe! 70 % der Leser sind zwischen 25 und 44 Jahre alt, ein Traum für jeden Anzeigenkunden! Sag ihm bitte, dass die meisten Leser die WASD sammeln und seine Anzeige bestimmt nicht im Papierkorb landen wird. Sag ihm außerdem, dass die WASD gerne im Bekanntenkreis weiterverliehen wird. WASD-Leser sind potentielle Multiplikatoren, er erreicht mit seiner Anzeige also noch mehr Menschen. Sag ihm außerdem, dass er mir umgehend mailen und unseren Medienfolder bestellen soll (christian(at)wasd-magazin.de). Und erkläre ihm bitte ausführlich, dass eine Anzeige in unserem Magazin für ihn bestimmt mit einem großen Imagegewinne verbunden wäre, jawohl! Wenn Du richtig gut bist, erklärst Du ihm zum Schluss, dass er in der WASD ein fast werbefreies Umfeld geniesst. Und ganz am Ende sagst Du ihm NOCHMAL, dass er unseren Medienfolder bestellen soll.

Und zum Abschluss einer dieser berühmten Halbsätze, den du ergänzen sollst und der nicht nur junge Entwickler interessiert: Ein Computerspiel über die Große Koalition (Arbeitstitel "GroKO") wäre bestimmt erfolgreich, wenn ...

... darin Zombies mit am Kabinettstisch sitzen würden. Zombies gehen eigentlich immer.

Das "Gespräch" mit Christian Schiffer führte Oliver Hein-Behrens.