Warum sind skandinavische TV-Serien erfolgreicher?

Kommentar

Skandinavische Krimis wie die »Millenium«-Trilogie, "Borgen" oder "Die Brücke" und ihre Adaptionen in Film und Fernsehen haben inzwischen nicht nur Europa, sondern den Weltmarkt der Zuschauer erobert.

Auch in der deutschen Fernsehlandschaft haben sich die Serien aus dem skandinavischen Raum einen festen Platz gesichert. Aber warum sind sie international so erfolgreich im Vergleich zu deutschen TV-Serien? Das zeigen Lea Gamula und Lothar Mikos in ihrem neuen lesenswerten Buch "Nordic Noir - Skandinavische Fernsehserien und ihr internationaler Erfolg" erstmals unterhaltsam, ausführlich nachvollziehbar und lehrreich. 

Vor dem Hintergrund der internationalen Serienproduktion und ihrer Entwicklung stellen die beiden Autoren den spannenden skandinavischen Sonderweg vor, der trotz internationaler Orientierung seine ganz eigene nationale Identität bewahrt hat und ein Vorbild für deutsche TV-Produktionen des öffentlichen-rechtlichen Bereiches sein sollte.

Dabei gehen auch auf das K.O.-Erfolgskriterium des "Writers´Room" ein, den die Skandinavier aus den USA übernommen und adaptiert haben und der in der deutschen TV-Landschaft längst überfällig ist. In einer solchen "Schreibwerkstatt" arbeiten durchschnittlich fünf bis acht Autoren, die durch einen sogenannten Showrunner, Creator oder Headwriter angeleitet werden. Der Clou dabei: Eine Geschichte, die erzählt werden soll, muss zuvor jeden der Autoren im Writers´Room überzeugen. Der Regisseur hat "nur noch" eine umsetzende Funktion. Durch diesen Ansatz sind viele traditionelle Abläufe betroffen: So sind in den USA die Regisseure beim Schnitt von TV-Serien nicht mehr dabei. Dieser liegt in der Hand der Showrunner und Cutter.

Der erfolgreiche Weg der skandinavischen TV-Serien hat aber viele weitere Komponenten, die in den Buch aufgelistet werden und sich deutsche TV-Verantwortliche genauer ansehen sollten. So ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Film- und Fernsehschaffenden in Dänemark genauso selbstverständlich wie die Bestimmung, dass mindestens zwei Prozent des jährlichen Gesamtbudgets der DR-Fiction für die Entwicklung neuer Serien ausgegeben werden muss.

"Nordic Noir - Skandinavische Fernsehserien und ihr internationaler Erfolg" zeigt in beeindruckender Weise die Gründe für den Erfolg der skandinavischen Fernsehserien, unterhält und macht neidisch: Wann endlich kommt mal wieder eine hochwertige TV-Serie aus Deutschland mit Alleinstellungsmerkmalen, die internationalen Erfolg hat? Das Rezept dafür ist nun da!

(Oliver Hein-Behrens)

Lea Gamula, Lothar Mikos
Nordic Noir
Skandinavische Fernsehserien und ihr internationaler Erfolg
24,00 €
1. Auflage
Erscheinungstermin: 07-2014 , 166 Seiten
ISBN 978-3-86764-420-4
Schriftenreihe: Alltag, Medien und Kultur, Band 15
Verlag: UVK Verlagsgesellschaft mbH