Kennzeichnung für Scripted-Reality-TV zukünftig nur im Abspann?

Kommentar

In Gesprächen haben die Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK) der Landesmedienanstalten und private Fernsehveranstalter nun Leitlinien für die Kennzeichnung und deren Wahrnehmbarkeit bei eigenproduzierten Scripted-Reality-Formaten entwickelt. Diese haben noch einen entscheidenden Fehler.

Ziel sei es, so eine Pressemeldung des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien e.V., den Zuschauern sender- und formatübergreifend eine einheitliche "Transparenz und Orientierung" zu ermöglichen. Die Sender sollen dabei für das betreffende Format verantwortungsbewusst die passende Formulierung und Platzierung auswählen. Diese können zum Beispiel sein:

„Der/Die Fall/Geschichte/Handlung ist (frei) erfunden/(frei) erzählt.“

„Alle handelnden Personen sind (frei) erfunden.“

„Die Geschichten sind frei erfunden.“

Das hört sich erst einmal prima an, aber in den Leitlinien ist leider auch definiert, dass die Platzierung der Kennzeichnung erst im Abspann erfolgt. Eine Kennzeichung am Beginn der Sendung ist nur optional, also auf freiwilliger Basis, vorgesehen.

Der VPRT und die GVK verbinden mit den Verhaltensgrundsätzen und der verabredeten einheitlicheren Kennzeichnung die Erwartung, "dass die in der Öffentlichkeit bisweilen unausgewogen geführte Debatte versachlicht werde". Dies wird mit diesem Abspann-Vorschlag wohl kaum gelingen, da gerade bei den Scripted-Reality-TV-Formaten mancher Privat-Sender der Abspann optisch vom Zuschauer durch eine entsprechend eingeschränkte Präsentationsform (Hinweis auf Folgesendungen, Werbung etc.) von vielen Zuschauern kaum oder gar nicht wahrgenommen wird. 

Hier besteht also eindeutig Optimierungsbedarf, denn zumindest ein kurzer eindeutiger Hinweis auf das Scripted-Reality-Format zu Beginn der Sendung ist aus vielerlei Gründen für die Zuschauer sinnvoll und notwendig.

Die Umsetzung des Leitfadens soll erst "in einem Jahr evaluiert werden". Es bleibt also noch Zeit, diesen eindeutigen "Systemfehler" im Sinne der "Transparenz und Orientierung" für die Zuschauer zu korrigieren. 

Oliver Hein-Behrens