Journalismus-Boom durch Mehreinnahmen aus Rundfunkbeitrag?

Kommentar

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) meldet sich gerne zu Wort bei aktuellen Medienthemen. Diesmal mit einer interessanten Idee, die unbedingt weiterdiskutiert werden sollte - aber in erweiterter Form.

Der DJV reagierte auf Berichte, nach denen die finanziellen Einnahmen aus dem neuen Rundfunkbeitrag in den nächsten vier Jahren um deutlich mehr als eine Milliarde Euro über dem von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) genehmigten Budgets für die öffentlich-rechtlichen Sender liegen werde. Diese Mehreinnahmen sollten laut DJV dem Hörfunk- und Fernsehjournalismus bei ARD, ZDF und Deutschlandradio zugutekommen.

Guter Ansatz, aber nicht weit genug gedacht: Diese Milliarde Euro sollte der deutschen Presselandschaft insgesamt und nicht nur ARD, ZDF und Deutschlandradio zugute kommen. Soll heißen, nur ein Teil der Mehreinnahmen, ca. 25 Prozent, fließen an die öffentlichen-rechtlichen Sender zurück, um besonders interessante Journalismus-Projekte bei den Sendern zu fördern (wie z.B das NDR-Recherche-Team von Georg Mascolo). Alle Sender können sich dafür mit ihren Ideen und Konzepten für diese Zusatzgelder bewerben.

Die verbliebenen 75 Prozent Mehreinnahmen werden in eine neue, politikunabhängige Stiftung überwiesen, um dort breitenwirksam bundesweit in neue Medien- und Journalismusprojekte reinvestiert zu werden. Jeder kann sich um diese Fördergelder bewerben, für alle existierenden und neuen Medienplattformen. Einzige Voraussetzung: Eine neue Projektidee im Medien- und/oder journalistischen Bereich.  Die Grundidee, diese massiven Rundfunkbeitrag-Mehreinnahmen Journalisten und jungen Start-ups der Medienbranche  zugute kommen zu lassen, würde zu einer medialen Aufbruchstimmung führen, die so das letzte bei der Geburt der Bundesrepublik Deutschland - mit den entsprechenden positiven Ergebnissen - spürbar war.  

Ein solch innovatives Projekt wäre weit mehr als nur strategisch wichtige Standortpflege oder die Manifestation der öffentlich-rechtlichen Idee über die Grenzen des Kernangebotes hinaus mit massiven volkswirtschaftlichen Effekten (Schaffung neuer Arbeitsplätze etc.) - ein solches Projekt würde die Meinungsfreiheit und -vielfalt und damit die Demokratie insgesamt stärken und könnte ein internationales Vorbild werden. Und dafür zahlt doch jeder gerne einen Rundfunkbeitrag, oder?

Oliver Hein-Behrens