Die Frage des Erzählens im Computergame

Kommentar

Die Narratologie, die wissenschaftliche Erforschung von Erzählungen konzentriert sich traditionell auf literarische Werke und die Kunst des Dramas. Drehbuch-, Comic- und Game-Autor Joachim Friedmann zeigt, dass es grundlegende narrative Text-Gestaltungsstrategien gibt, die medienübergreifend, d.h. transmedial wirksam sind.

Dabei berücksichtigt er narratologische Grundlagentexte ebenso wie die aktuellen Forschungen der postklassischen und transmedialen Narratologie sowie anwendungsbezogene Dramaturgie-Ratgeber. Er setzt diese Modelle erstmalig systematisch in Bezug zueinander.

Dabei beschreibt er strukturelle wie inhaltliche Elemente narrativer Gestaltung, berücksichtigt in seiner Betrachtung auf diese Weise alle Ebenen einer Erzählung und schafft eine wissenschaftlich fundierte wie praktisch anwendbare Toolbox für die Gestaltung transmedialer Erzählungen.

Einen Schwerpunkt seiner Untersuchung bildet die Anwendung dieser Theorien auf emergente und interaktive, digital vermittelte Erzählungen wie Computergames.

Beispiel gefällig? "Dennoch ist die Psychologisierung der Figur nicht zwingend. Es gibt eine große Anzahl von Third-Person-Shootern, ein Genre, dem auch Max Payne zuzurechnen ist, die, analog dem First-Person-Shooter Doom, eine rein über die synthetische Dimension definierte Figur verwenden, ohne dass dies der Spielmechanik oder dem Spielspaß Abbruch tun würde. Die Entwickler von Max Payne haben sich ganz bewusst dafür entschieden, die Figuren und hier insbesondere den Protagonisten in der mimetischen Dimension zu psychologisieren und so die Spielfigur zu narrativieren." (Seite 61). 

Fazit: Hochinteressant für alle, die einmal die Narratologie der mächtigen Gameswelt auf theoretischer Ebene erfassen und verstehen wollen.

Joachim Friedmann
Transmediales Erzählen
Narrative Gestaltung in Literatur, Film, Graphic Novel und Game
29,00 €
1. Auflage
222 Seiten
ISBN 978-3-86764-728-1
UVK Verlagsgesellschaft mbH