Tagesschau-Chefredakteur ruft zur Dehyperventilation auf

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Kai Gniffke, ARD-aktuell-Chefredakteur, ist davon überzeugt, dass die Tagesschau kein Glaubwürdigkeitsproblem hat. Das hat er im Interview mit dem Medienmagazin journalist betont.

"Es gibt im Moment eine Richtung insbesondere in den sozialen Medien, die uns vorwirft, wir würden manipulieren, wir würden verfälschen. Damit müssen wir uns auseinandersetzen, aber mein Eindruck ist, dass das nicht die vorherrschende Meinung der Menschen in diesem Land ist."

Gniffke weist jeden Vorwurf zurück, seine Redaktion sei beeinflussbar. "Weder der Chefredakteur noch sonst irgendjemand gibt die Losung aus, wie wir über bestimmte Themen zu berichten haben und ob oder ob nicht", sagt er im journalist-Interview. "Es ist allerdings schon wahnsinnig mühsam, das immer und immer wieder zu erklären."

Bei einer Gruppe von Menschen helfe Argumentieren aber nicht. "Manchmal hoffe ich, das ist eine Mode, die irgendwann wieder abebbt." Das bedeute aber nicht, dass er das Problem auf die leichte Schulter nehme. Gniffke will mit seiner Redaktion vor allem weitermachen wie bisher: "Wir dürfen jetzt nicht hyperventilieren und sagen, oh jetzt haben wir gestern etwas Kritisches über die russische Außenpolitik gesagt, jetzt lass uns mal gucken, ob wir morgen ein Thema finden, wo wir vielleicht etwas Negatives über Saudi-Arabien sagen können", so Gniffke.

Die Tagesschau habe einen klaren journalistischen Kompass - der bei den meisten Zuschauern auf Zustimmung stoße. Beim Thema Kölner Silvesternacht verteidigt der Tagesschau-Chefredakteur die Linie seiner Redaktion. Den Vorwurf, die Tagesschau sei zu spät in die Berichterstattung eingestiegen - nämlich erst vier Tage nach Silvester - weist Gniffke zurück. "Wir haben sehr kritisch Bilanz gezogen - und jeder CvD, der in diesen Tagen da war, hat gesagt, auf Basis der Infos, die wir hatten, würde er es genauso wieder machen."