Theodor-Wolff-Preis für sechs Journalisten

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Der Begriff "Lügenpresse" sei pure Polemik, sagte der Präsident des Deutschen Bundestags, Norbert Lammert, anlässlich der Verleihung des Journalistenpreises der deutschen Zeitungen - Theodor-Wolff-Preis (TWP) in Berlin. "Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass es diese Vermutung gibt, die sich in dieser Begrifflichkeit ausdrückt."

Vor gut 250 geladenen Gästen aus Medien, Politik, Wirtschaft und Kultur nahmen die Preisträger immer wieder Bezug auf die Überlegungen des Bundestagspräsidenten. Der TWP ist an sechs Journalisten verliehen worden: Die mit 6.000 Euro dotierte Auszeichnung in der Sparte "Lokales" erhalten Karsten Krogmann und Marco Seng für ihren Beitrag "Warum stoppte niemand Niels Högel?" (Nordwest-Zeitung, Oldenburg/NWZonline.de). Die beiden Autoren berichten darin über einen Krankenpfleger, der über Jahre unentdeckt bis zu 200 ihm anvertraute, schwer kranke Patienten ermordete.

Die ebenfalls mit 6.000 Euro dotierte Auszeichnung in der Sparte "Meinung" geht an: Heinrich Wefing, der in seinem Beitrag "Darf's auch etwas mehr sein?" - erschienen in "Die Zeit", Hamburg - für einen starken Staat plädiert.

Preisträger in der Sparte "Reportage" (6.000 Euro) ist Tobias Haberl mit seinem in einer Langzeitbeobachtung entstandenen, nüchternen Porträt des einzigen NPD-Abgeordneten im Europäischen Parlament, Udo Voigt: "Reihe 7, Platz 88" (SZ Magazin, München).

Für das mit 6.000 Euro dotierte Thema des Jahres 2016 "Flüchtlinge" wählte die Jury: Nicole Bastian und Jens Münchrath für beider Sonderbeilage im "Handelsblatt" (Düsseldorf) mit dem Titel "Wer seid ihr?". Zu Wort kommen darin Flüchtlinge aus aller Herren Länder mit ihren Erlebnissen, Ängsten, Wünschen und Träumen.

Nominiert für den TWP 2016 waren außerdem: Anja Reich: "Kopf hoch, Lenin!" (Berliner Zeitung); Sina Wilke: "Von Mensch zu Mensch" (SH Journal der sh:z, Flensburg); Jörg Thomann: "Das Ende der kleinen, heilen Welt" (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung); Verena Lueken: "Den Tod im Blick" (Frankfurter Allgemeine Zeitung); Khue Pham: "Cyberstalking - Der Feind in unserem Netz" (Die Zeit, Hamburg);; Wolfgang Bauer: "Einer geht rein" (Zeit Magazin, Hamburg); Stefan Aust und Helmar Büchel: "An der Grenze" (Welt am Sonntag, Berlin); Christian Althoff: "Der Gerüchte-Check-Teil 8" (Westfalen-Blatt, Bielefeld).

Die TWP-Jury hatte anlässlich ihrer Sitzung im Mai erstmals keine Sieger benannt, sondern pro Kategorie drei Nominierte gewählt. Die eigentlichen Preisträger wurden erst heute gekürt und bei der Preisverleihung im Umspannwerk-Kreuzberg bekannt gegeben.

Der Jury gehören an: Nikolaus Blome (Stellvertretender Chefredakteur Politik und Wirtschaft "Bild" und bild.de, Berlin), Wolfgang Büscher (Autor "Die Welt", Berlin), Dr. Markus Günther (Autor, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"), Peter Stefan Herbst (Chefredakteur "Saarbrücker Zeitung", Vorsitz), Christian Lindner (Chefredakteur "Rhein-Zeitung", Koblenz), Lorenz Maroldt, (Chefredakteur "Der Tagesspiegel", Berlin), Professor Bernd Mathieu (Chefredakteur "Aachener Zeitung" und "Aachener Nachrichten"), Annette Ramelsberger (Gerichtsreporterin "Süddeutsche Zeitung", München) und Cordula von Wysocki (Mitglied Chefredaktion "Kölnische Rundschau").

Der Journalistenpreis der deutschen Zeitungen - Theodor-Wolff-Preis ist die renommierteste Auszeichnung, die die Zeitungsbranche zu vergeben hat. Sie wird vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger ausgeschrieben und erinnert an den langjährigen Chefredakteur des legendären "Berliner Tageblatts", Theodor Wolff (1868 - 1943). Wolff musste 1933 vor den Nazis ins französische Exil fliehen, wurde dort verhaftet und der Gestapo ausgeliefert und starb 1943 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin. An der Ausschreibung hatten sich 400 Journalistinnen und Journalisten beteiligt.

Alle nomminierten Texte zum Nachlesen gibt es hier.