Günther Jauch: "Jetzt werden die Leute mich anders sehen!"

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Ab dem 11. September 2011 wird Günther Jauch (55) in der ARD talken - direkt nach dem "Tatort" auf dem alten Sendeplatz von Anne Will. HÖRZU traf den Moderator zum Interview.

Dabei verriet Jauch, dass ihn seine neue Herausforderung sehr beschäftigt: "Ich bin ein bisschen nervös. Die Moderation der Show wird für mich in dieser Form etwas Neues sein. Zwar habe ich keine Angst, aber die Sendung verlangt einem viel ab, und ich werde da sicher Fehler machen, vor allem am Anfang."

Einer dieser Fehler könnte laut Jauch der "Fluch der großen Runde" sein, der einen Erkenntnisgewinn verhindern könnte: "Manchmal wird eine spannende Diskussion behindert, weil der Moderator sich plötzlich verantwortlich fühlt für einen schweigsamen Gast, der sechs bis sieben Minuten nicht mehr zu Wort gekommen ist. Ich kenne das gut. Das ist der Fluch der großen Runde. Deshalb kann man die Zahl der Gäste auch gern mal klein halten."

Doch bevor der Moderator inhaltliche Veränderungen am Konzept des Sonntagabend-Talks vornimmt, will er erst einmal Erfahrungen sammeln: "Es wäre dumm, jetzt alles anders machen zu wollen. Die eine oder andere Schraube wird von mir verstellt werden - vielleicht aber noch nicht am Anfang, sondern erst später. Erst einmal möchte ich Erfahrungen damit sammeln, was zu mir passt und was nicht." Eine seiner derzeitigen Überlegungen ist, das Publikum stärker einzubinden: "Wir überlegen, ob wir die Zuschauerbeteiligung verstärken - mithilfe des Internets. So lässt sich ununterbrochen aufnehmen, wie die Reaktionen sind und welche Unklarheiten es gibt."

Seine eigene Rolle definiert der Moderator übrigens eher als "Spurensucher" denn als Phrasenknacker, Dompteur oder Stichwortgeber: "Der 'Spurensucher' gefällt mir am besten, wenn während der Spurensuche der Rest der Welt nicht einzunicken droht." Dabei wird es eine seiner persönlichen Herausforderungen sein, dass die Zuschauer ihn als Interviewer von Politikern sehen werden, die er bei "Stern TV" nicht immer kontrovers diskutieren lassen musste: "Die Leute werden mich in einer anderen Rolle sehen - und das wird nicht allen gefallen. Es wird einen Wahrnehmungswechsel geben." Würde Jauch bereits am nächsten Sonntag auf Sendung gehen, diskutierte er am liebsten das Thema "Europa-Angst der Deutschen" - und würde es so herunterbrechen, dass es relevant für alle Zuschauer wird: "Muss ich mir um meine Ersparnisse Sorgen machen? Um meine Rente? Und wofür muss ich alles mitzahlen?"

Doch die Probleme für ein mittelfristig gutes Gelingen seiner Talkshow sind Jauch auch bewusst: "Problematisch könnte es werden, wenn es in der Regierung wieder eine Große Koalition gäbe - und sich nach außen alle ganz lieb haben. Das wäre ein sehr hartes Brot für meine Talkshow." Auf die Frage, ob er das viele Geld wert sei, das er von der ARD bekommt, antwortet der Moderator: "Der Zuschauer kann sehr schwer unterscheiden, wer oder was im Fernsehen wie viel kostet. Bei der Sonntagabend-Sendung fließt zum Beispiel sehr viel in die aufwendige Produktion. Das Format wird der ARD ja komplett geliefert."

Zu guter Letzt äußert sich Jauch zu der spannenden Frage, wie lange es "Wer wird Millionär?" noch geben wird: "Das weiß ich nicht. Es ist ein Handschlagvertrag mit RTL, den beide Seiten jederzeit beenden können. Ich habe keine Ambitionen, damit aufzuhören. Und mit dem Fernsehen ist bei mir nicht zwangsläufig mit einem bestimmten Alter Schluss. Ich kenne Kollegen, die mit 30 gesagt haben, dass sie mit 40 dauerhaft die Beine hochlegen wollen, doch nun wundere ich mich, dass sie jenseits der 50 noch immer im TV herumlaufen."

Das ganze Interview mit Günther Jauch ab dem 29. Juli 2011 in HÖRZU (Axel Springer AG).