Systematische IS-Verbrechen an Journalisten

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Seit ihrer Eroberung durch die Religionsfaschisten des Islamischen Staates (IS) sind in der irakischen Großstadt Mossul 48 Journalisten und andere Medienschaffende entführt und mindestens 13 davon ermordet worden.

Diese Zahlen ergeben sich aus einem gemeinsamen Untersuchungsbericht von Reporter ohne Grenzen (ROG) und ihrer irakischen Partnerorganisation Journalistic Freedoms Observatory (JFO). Mindestens zehn der Entführten befinden sich noch in den Händen des IS. 60 Journalisten und Medienmitarbeiter sind aus der Stadt geflohen; mehrere wurden ermordet, nachdem sie aus Mangel an Perspektiven in anderen Teilen Iraks nach Mossul zurückkehrten.

"Diese Zahlen macht deutlich, dass die Dschihadisten des IS vor nichts zurückschrecken, um den Nachrichtenfluss aus ihrem Herrschaftsgebiet vollständig zu kontrollieren", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. "Die irakische Regierung steht in der Verantwortung, Journalisten zu schützen, die im eigenen Land auf der Flucht sind. Der UN-Sicherheitsrat muss die Verbrechen des IS im Irak endlich dem Internationalen Strafgerichtshof vorlegen."

Iraks zweitgrößte Stadt Mossul wurde am 10. Juni 2014 vom IS eingenommen. Am selben Tag besetzte der IS die Gebäude von acht Fernseh- und Radiosendern und beschlagnahmte deren technische Ausrüstung. Eine unabhängige Medienberichterstattung gibt es seitdem in Mossul nicht mehr. Durch die Beschlagnahmen gelangte der IS in den Besitz hochmoderner Sendetechnik, die er nun für seine Propagandasender Dabik TV und Al-Bajan FM nutzt.

Der Untersuchungsbericht von ROG und JFO enthält die Namen und Kurzbiografien der Journalisten, Bürgerjournalisten und Medienmitarbeiter, die seit der Besetzung Mossuls zu Opfern der IS-Kampagne gegen unabhängige Medien geworden sind. Er beruht auf dreimonatigen Recherchen einschließlich zahlreicher Interviews mit Informanten aus Mossul und anderen Teilen Iraks. Obwohl aus Mossul seit dem Juni 2014 fast keine unabhängigen Informationen dringen, haben ROG und JFO die Informationen in diesem Bericht so gut wie irgend möglich verifiziert.

Der vollständige Untersuchungsbericht (auf Englisch) ist hier abrufbar.