Reporter ohne Grenzen fordert Schutz für Journalisten in Gaza

Aufreger des Tages

Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert umgehend Schutz für Journalisten, die über die israelische Bodenoffensive in Gaza berichten. Während der vergangenen Tage seien mehrere Pressevertreter und Medienhäuser beschossen worden.

Ein Journalist starb bereits: Der palästinensische Kameramann Chaled Hamad wurde am Sonntag im Bezirk Shujaya von Gaza-Stadt von einer Kugel getroffen. Zum Zeitpunkt seines Todes trug der 26-jährige Mitarbeiter der Produktionsgesellschaft Continue TV einen Helm und eine kugelsichere Weste mit der gut lesbaren Aufschrift "Press" (http://bit.ly/1qxUSmV).

"Wir fordern die Konfliktparteien umgehend dazu auf, die Sicherheit von Medienvertretern zu garantieren und Rücksicht auf Journalisten zu nehmen", sagt ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin. "Gemäß Resolution 1738 des UN-Sicherheitsrates sind Journalisten bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zu schützen und die Konfliktparteien müssen diesen Schutz garantieren. Gerade in der jetzigen Situation ist es wichtig, dass Journalisten unabhängig berichten können. Eine unabhängige Untersuchung muss nun die Umstände von Hamads Tod klären."

Am Dienstag wurden auch Warnschüsse auf das Büro des Fernsehsenders Al Jazeera in Gaza Stadt abgegeben. Der Angriff ereignete sich einen Tag, nachdem der israelische Außenminister Avigdor Liebermann Al Jazeera als "zentralen Pfeiler des Propaganda-Apparates der Hamas" bezeichnete und jegliche Aktivitäten des Fernsehsenders in Israel verbieten wollte. Liebermann zufolge fördere Al Jazeera den Terrorismus (http://bit.ly/1mzdg6B).

Am Sonntag wurde Karim Al-Tartouri, ein Fotograf von Medi 1 TV, bei einem Luftangriff der israelischen Luftwaffe verletzt. Der Journalist befand sich gerade in den Räumen von Medi TV, als das Gebäude beschossen wurde.Vergangenen Freitag wurde der Al Jawhara Media Tower im Zentrum von Gaza Stadt aus der Luft beschossen. Dabei wurde Mohammed Shibat verletzt, ein Fotograf der Al Watanya Nachrichtenagentur. Zum Zeitpunkt des Beschusses befanden sich rund 50 Medienvertreter in dem Gebäude.

Unterdessen teilte das Pressebüro der israelischen Regierung am Samstag mit, dass es für die Sicherheit der ausländischen Korrespondenten im Gazastreifen nicht verantwortlich sei. In einer schriftlichen Erklärung hieß es, Gaza und die umliegenden Gebiete seien derzeit Kampfgebiet. Journalisten müssten damit rechnen, dass sie sich in Lebensgefahr brächten, wenn sie über die Auseinandersetzung berichteten (http://reut.rs/1mtij8t).

Bereits in den vergangenen Wochen hat es mehrere Fälle gegeben, in denen Journalisten gezielt bei ihrer Arbeit behindert wurden. Am 5. Juli geriet ein Team des Fernsehsenders Palestine Today TV unter israelischen Armeebeschuss, als sie über eine Auseinandersetzung im Ost-Jerusalem berichten wollten. Dabei wurde der Journalist Ahmed Al-Budeiri an der Schulter verwundet, sein Kameramann Ahmed Jaber erlitt eine Verletzung am Auge.

Am 22. Juni drangen israelische Kräfte in Ramallah in die Büros der beiden Druckereien Turbo Computers and Software Co. Ltd sowie Jeel Publishing Co. Ltd ein. Die Betriebe drucken das palästinensische Kulturmagazin This Week in Palestine und die Monatszeitschrift Filistin Ashabab. Die Eindringlinge nahmen insgesamt sieben Computer mit.

Israel steht auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 96, die Palästinensergebiete nehmen Platz 138 von 180 Ländern ein.