Interview: Die gesamte Web 2.0/Viral Kiste gab es schon lange vor dem Internet

Interview

Die Hamburger Agentur elbkind ist die Newcomer-Agentur 2010. medienmilch.de sprach exklusiv mit dem Gründer und Geschäftsführer Tobias Spörer über Empfehlungsmarketing, Web 2.0 und die ersten Monate der Agenturgründung:

Herzlichen Glückwunsch! elbkind hat nicht ein Megaphon für die beste B2B-Kommunikation des Jahres bekommen, sondern wurde auch zur Newcomer-Agentur 2010 ernannt. Ich habe gehört, Ihr seid mit eurer ganzen Mannschaft nach Berlin zur Siegerverleihung gefahren. Wie lange dauerte denn die Nacht?

Tobias Spörer:
Ja, die ganze Mannschaft war am Start. Schließlich ist auch jeder hier gleichermaßen am Erfolg von elbkind beteiligt. Wir haben den Abend wirklich in vollen Zügen genossen und angemessen gefeiert - so war natürlich auch die Nacht entsprechend lang.

Für die, die Euch noch nicht kennen: Was macht - in max. 3 Sätzen - elbkind?

Tobias Spörer:
Unser Leitsatz beschreibt unsere Arbeit immer noch am besten: Wir sorgen für Gespräche über Marken und Produkte.
Und nun noch mal ganz formell: elbkind GmbH ist eine Spezial-Agentur für das Marketing mit Empfehlungen, die den gesamten Kommunikationsprozess bedient. Von dem Erarbeiten eines auf Mundpropaganda ausgerichteten Briefings, über die Konzeption, Kreation und Produktion der Inhalte, bis hin zum Auslösen von Empfehlungen durch die fachgerechte Verbreitung der fertigen Werbemittel. Selbstverständlich kommt die daran anschließende Erfolgsmessung und Kampagnenauswertung nicht zu kurz.

2008 seid ihr an den Start gegangen. Wie waren die ersten 6 Monate? Gab es viele Tränen?

Tobias Spörer:
Die ersten Monate waren extrem spannend. Schließlich starteten wir ohne Kunden und einer Idee, die 2008 noch recht erklärungsbedürftig war - und zudem noch nicht von allen ernst genommen wurde. Nach langen Nächten vor den Rechnern, Wochen im Zug und durchgemachten Wochenenden kam dann mit einem ersten Auftrag aus UK und später dann mit der RITTER SPORT Olympia-Kampagne richtig Schwung in die Sache. Tränen gab es nie. Oder zumindest konnte man sie vor lauter Schweiß nicht sehen. Spaß beiseite: Es sind interessante Zeiten, nicht nur für ein Agentur-Startup.

Mal ehrlich, wie gewinnt man denn als Newcomer in einem neuen Marketingfeld Kunden wie Ritter Sport oder Otto?

Tobias Spörer:
Durch einen ehrlichen und vollkommen transparenten Auftritt. Wir entsprechen damit genau dem, was Social Media ist. Ein neuer Dialog-Kanal für Kunden und Marken, der nur mit Ehrlichkeit und Transparenz auf Dauer funktionieren und überzeugen kann. Genau wie unsere Auftritte ganz offensichtlich den ein oder anderen Kunden überzeugen konnten.

Ihr sagt für die gesamte Web 2.0/Viral Kiste konsequent Empfehlungsmarketing. Warum?

Tobias Spörer:
Die gesamte Web2.0/Viral Kiste gab es schon weit bevor sie mit dem Internet und der neuen Bezeichnung zu neuem Leben erweckt wurde. Wir sind der Meinung, dass man sich nicht jeden neuen Schuh überziehen muss, nur weil er gerade am schnellsten läuft. Viel eher geht es darum, der Sache auf den Grund zu gehen, Substanz zu verschaffen und auf das Wesentliche zu reduzieren. Es geht im Bezug auf Marken, Produkte, Märkte und Marketing usw. genau darum. Um eine echte Empfehlung eben. Nur wenn eine Botschaft, ein Produkt oder eine Marke wirklich überzeugen kann, dann wird diese auch ohne Incentivierung weiterempfohlen und nur so funktioniert wirkliches Social Media. Abseits von sinnlosen Reichweiten- und Fanzahlen-Diskussionen. Wir betreiben also kein Empfehlungsmarketing im Klassischen Sinne: Nach dem Motto 'Kunde wirbt Kunde'. Bei uns geht es eher darum, dass wir Gespräche über die Produkte unserer Kunden stattfinden lassen. Wir möchten relevante Botschaften kreieren, die nicht penetriert werden, sondern zu Gesprächen stimulieren.

Inzwischen gibt es natürlich einige Mitbewerber in eurem Bereich. Wie geht Ihr damit um? Gibt es inzwischen sogar reguläre Pitches?

Tobias Spörer:
Natürlich können sich viele mit den Buzzwords schmücken - was aber zählt sind Kampagnen und Ideen, die wirklich funktionieren und da hatten und haben wir mit unserer Erfahrung und unseren Kampagnen und Ideen immer sehr gute Argumente auf unserer Seite. Pitches sind mittlerweile wirklich an der Tagesordnung. Das Interessante dabei ist aber, dass die Aufgabenbereiche immer breiter werden und wir mittlerweile auch die Möglichkeit bekommen, uns in anderen Disziplinen zu beweisen. Wir glauben fest daran, dass unsere Ideen sich nicht nur auf den Bereich Social Media beschränken müssen und Empfehlung immer funktioniert. So hat es übrigens der Wurstwahnsinn auch ins TV geschafft.

Es hat sich viel getan im Web 2.0/Viral-Bereich. Was sind Deiner Meinung nach die wichtigsten Veränderungen gegenüber 2008?

Tobias Spörer:
Allen wird langsam aber sicher klar, dass es sich bei dem ganzen Bohai, dass um Social Media gemacht wird, wohl doch nicht um einen kurzen Hype handelt. Die Kommunikationswelt der Menschen hat sich in einer rasenden Geschwindigkeit gewandelt und nachhaltig auch über Generationen hinweg verändert und wird dies auch noch weiter tun. Hersteller wie Verbraucher haben bemerkt, dass das Internet mehr als E-Mail und ein Viral Video ist und für alle gleichermaßen viele Chancen bietet. Beispiele wie die RITTER SPORT Blog-Schokolade zeigen, dass der Bereich Social Media ein unfassbar wertvolles Potential birgt für alle Beteiligten.

Für alle Marketingleiter, die es noch nicht wissen: Wo liegen denn so eure kampagnenbezogenen Budgets?

Tobias Spörer:
Du kannst sicher verstehen, dass ich dir keine Zahl nennen werde. Das liegt nicht daran, dass ich es nicht will, sondern, dass ich es nicht kann. Einiges ist auch schon für sehr wenig Invest möglich aber nach oben gibt es natürlich keine Grenzen ;-)

Wie wird euer Business in 10 Jahren aussehen. Betreut ihr dann mit 100 Mitarbeitern 80 Prozent der DAX-Unternehmen?

Tobias Spörer:
Schwierig zu sagen, was in zehn Jahren ist, wenn man nicht mit Gewissheit sagen kann was in einem Jahr sein wird. Unsere Welt, und gerade unser Umfeld, wandelt sich ständig. Umso wichtiger ist es, sich immer auf das Grundsätzliche zu besinnen und sich nicht in Werkzeugen zu verlieren. Und grundsätzlich bleibt für mich eins: Mit einem tollen Team von 20 Mitarbeitern und super Kunden die wir aktuell ja schon betreuen, bin ich vollauf und rundum zufrieden. Der Reiz sind die Projekte und die Neuerungen und nicht die Größe der Kunden oder Mitarbeiterzahl.

Wofür lohnt sich einfach kein Empfehlungsmarketing?

Tobias Spörer:
Das lohnt sich für Alles. Man sollte nur immer eines im Hinterkopf behalten: Versuche niemals einen Golf als Porsche oder einen Porsche als Golf zu verkaufen!

Das Interview mit Tobias Spörer führte Oliver Hein-Behrens.