Tante Zeit kennt Facebook nicht

Glosse

Das Brustwarzen oder gar weibliche Geschlechtsorgane bei Facebook visuell nichts verloren haben, wissen Profis eigentlich. Das männliche Geschlechtsorgane von diesem Online-Bann nicht ausgenommen sind, eigentlich auch.

Trotzdem war es für die gute alte Tante ZEIT eine böse Überraschung. Ihr Magazin widmet sich in dieser Woche nämlich mit seiner Titelgeschichte dem Thema "Männliche Nacktheit" und geht der Frage nach, warum man sie so selten sieht.

Auf der ersten Titelseite des Doppelcovers ist dabei ein spärlich bekleideter Mann zu sehen, auf der zweiten Titelseite - huch - sogar sein Penis. Wie jede Woche veröffentlichte die Redaktion am Mittwochnachmittag beide Titelseiten vorab hintereinander auf der ZEITmagazin-Facebookseite. Der Eintrag mit der zweiten Titelseite war - Überraschung- am Abend wieder gelöscht. 

Auf Anfrage des ZEITmagazins hat Facebook wie üblich auf seine Community-Standards verwiesen, die eben (gibt es nicht so einen US-Store mit einem Apfel im Wappen, bei dem das auch so ist?) keine Pippimänner, Muschis oder Brustnippel zulassen im Bildchen.

Christoph Amend, Chefredakteur des ZEITmagazins: "Es ist, als hätte unser Eintrag nie existiert. Ich bin verblüfft, dass sich die These unserer Autorin Elisabeth Raether so schnell bewahrheitet hat." Raethers Essay beginnt mit folgenden Sätzen: "Welche Frau nicht das Glück hat, mit einem Mann zusammen zu sein, bekommt selten einen Penis zu Gesicht. Penisse lassen sich in der Öffentlichkeit kaum blicken."

Ja, liebe Tante Zeit, lieber Christoph, so isses ...