Kurzzeitasoziale und Umfragen allgemein

Glosse

Umfragen sind bei den Medien beliebt - zeitlos! Je verrückter, desto besser. Bespiel gefällig? Frau Kim von der Yale University hat untersucht, wie sich Menschen in vollen Bussen Mitreisende vom Leib halten. Superspannend! Superwichtig!

Darüber berichtet jetzt das Magazin GEO in seiner Oktober-Ausgabe und versendet Pressemeldungen darüber, damit solche Medien wie medienmilch.de darüber berichten. 

Und was sagt Frau Kim? Unsoziales Verhalten sei meist kein festgelegter Charakterzug, sondern an bestimmte Situationen gekoppelt. Passagiere von Bussen würden oft "vorübergehend asozial", während dieselben Personen in anderen Kontexten durchaus sozial eingestellt sein können - in Cafés etwa oder auch in Schwimmbädern, wo man gewöhnlich respektvoll mit anderen umgehe. 

In öffentlichen Verkehrsmitteln allerdings seien Menschen oft erschöpft oder vor Fremden besonders auf der Hut - und wenden dann bewusst Abwehrstrategien an. Der typische "Kurzzeitasoziale" hat laut Kim folgendes Repertoire parat:

1) Er vermeidet Augenkontakt mit anderen.
2) Wenn schon, dann schaut er etwas irre. 
3) Er gibt sich geschäftig, wühlt in den Taschen oder telefoniert laut. 
4) Er belegt den Sitz neben sich mit einer großen Tasche. 
5) Er setzt sich an den Gang mit Kopfhörern auf den Ohren - so kann ihn niemand einfach bitten, zum Fensterplatz durchzurutschen. 
6) Er legt eine große Anzahl unterschiedlicher Gegenstände auf den Nebensitz - die wegzunehmen, wäre so aufwändig, dass es andere abschreckt, darum zu bitten. 
7) Er stellt sich schlafend. 

Rasse, soziale Herkunft oder Geschlecht sollen dagegen keine große Rolle spielen - wohl aber Körpergeruch. Herrlich, die komischen Umfragen, was? Manchmal sogar schon fast ein wenig "vorübergehend asozial". 

Mehr davon, bitte! Damit wir bald ganz meschugge werden und andere unwichtige Themen (wie z.B. so abstrakt-ununterhaltende Sachen wie Hunger, Krieg etc.) ganz vergessen und in den Medien nicht mehr bringen müssen  ...