Kommentar: Euro-Appell ohne Appeal

Kommentar

In blass-kalten Gelb- und Blaufarben wird heute in zahlreichen Tageszeitungen die Öffentlichkeit von 47 Top-Managern aus Deutschland und Frankreich belehrt: "Der Euro ist notwendig."

"Wer hätte vor 12 Jahren, als der Euro eingeführt wurde, gedacht, dass er heute mehr wert sein würde als damals." Ist er das? Meine Einkäufe im Supermarkt sagen mir leider etwas anderes. 

"Mit seiner Einführung entstand ein gemeinsamer Markt, ... der für uns alle Beschäftigung und Wohlstand geschaffen hat." Für uns alle, wirklich?

"Vorschläge, wie etwa der Ausschluss von Mitgliedsländern oder die Teilung der Gemeinschaft in eine Nord- und Südunion sind der falsche Weg. Das hätte Konsequenzen, die heute kaum absehbar sind. Derart populistische Forderungen werden dem Ernst der Lage nicht gerecht." Hier sind wir an einem interessanten Punkt, der immer wiederkehrt: Keiner weiß, was kommen würde, wenn Griechenland eine Drachmen-Währungsreform im Rahmen einer fix definierten Euro-Exit-Reentry-Strategie zu zeitlich begrenzt fixierten Wechselkursen (um Währungsspekulationen auszuschließen) umsetzen würde. Genauso wenig weiß keiner, was konkret passiert, wenn wir den jetzigen kostenintensiven Weg weitergehen. Aber viele warnen davor, etwas anderes zu tun, ohne es wirklich begründen zu können.

"Wir als deutsche und französische Unternehmer weisen mit allen Nachdruck auf die immensen Vorteile hin, die der gemeinsame Währungsraum gebracht hat." Fehlt da nicht auch ein ehrliches "uns" beim "gebracht hat"?

Europa, die europäische Union ist viel mehr als nur der Euro. Ist es nicht an er Zeit, liebe französische und deutsche Unternehmer, dies anzuerkennen und vom starren "weiter so" loszulassen? Und was ist das? Keine weiterführende Internet-Adresse in eurer Anzeige? Keine Plattform für eine fruchtbare Diskussion mit dem EU-Bürger, wie es weitergehen soll? Dort solltet ihr investieren! Nicht in Anzeigenappelle, die sich scheinbar ausschließlich an die Bundesregierung richten.