Buchkritik: Medien verstehen?

Kommentar

Das SMS ein Kurznachrichtendienst ist und für nichts anderes als "Short Message Service" steht weiß wohl jeder. Aber bei den ersten dürfte es bei der Bedeutung von EMS schon schwieriger werden und mit MMS endgültig aufhören. Genau so ist auch das Werk "Medien verstehen" von der Universitätsprofessorin Gabriele Goderbauer-Marchner aufgebaut und führt den Leser durch die Geschichte und den Alltag der Medien und eines angehenden Journalisten.

Wer als Journalist von heute über aktuelle Geschehnisse berichten will, muss sich vorher mit den Wurzeln seines Elements beschäftigt haben. Denn wer die Geschichte einzelner Medien nicht kennt und wem die Definitionen der einfachsten Begriffe nicht im Kopf vorliegen, hat aller Wahrscheinlichkeit nach schlechte Karten über das Neue glaubwürdig zu berichten. Genau dieses Grundwissen soll das Werk "Medien verstehen" von Gabriele Goderbrauer-Marchner vermitteln. Das Ziel, das die Autorin sich für ihre Leser gesetzt hat, ist nicht mehr und nicht weniger als: Medien verstehen.

Einmal angefangen zu lesen, gerät man schnell in den Glauben sich dieses Buches überdrüssig zu sein, denn die Autorin steigt mit einfachen Beispielen, entsprechenden historischen Hintergründen und den fachlichen Definitionen ein, die man sich auch selbst noch zusammen reimen könnte. So kann sich wahrscheinlich jeder denken, dass "Plakate" auch "Poster" genannt werden und nichts anderes als "öffentlich platzierte Papierbögen mit 'Botschaften'" sind. Doch letztendlich erfüllt die Autorin damit genau das, was der Titel ihres Werkes verspricht, denn selbst durch die einfachste Art des Mediums, kann etwas publik gemacht werden. Wie genau das funktioniert, hat der Journalist zu wissen und jenes Wissen für sich zu nutzen.

Ein weiteres Beispiel: Die "Impressumspflicht". Vielleicht lachen Sie jetzt. Natürlich, jedem ist diese Pflicht auf irgendeine Weise bekannt, schließlich findet man den kleinen Button auf dem "Impressum" steht auf (fast) jeder Webseite einer Publikation. Wenn Sie aber, wie ich zuvor auch angenommen hatte, glauben dass diese Pflicht erst in den letzten Jahrzehnten mit dem Internet eingeführt wurde, irren Sie sich. In Wahrheit findet das Impressum, erzwungen durch den Staat, seinen Ursprung im Jahr 1530: "Mit der Impressumspflicht und dadurch der Bekanntgabe, wer verantwortlich für den Druck und wo der Druckort war, konnte der Staat maximal kontrollieren und damit einschränken, welche Informationen verbreitet wurden."

Um es kurz zu halten: Inhaltlich reicht "Medien verstehen" von den ganz einfachen Dingen bis hin zu detaillierten Informationen, die garantiert auch der beste Journalist noch nicht gehört hat. Doch sich vorzunehmen so etwas Umfassendes in 156 Seiten zusammenzufassen, ist eine große Aufgabe und spätestens bei den tief greifenden Themen machte sich das auch bemerkbar. Wer nämlich glaubt, wie hier die Autorin, in einem kurzen, grauen Infoblock die "Ethik im Journalismus" abfrühstücken zu können, macht sich und seinen Lesern etwas vor. Denn alleine dieses Thema könnte noch einmal fünf Werke des Umfangs von "Medien verstehen" füllen. Offensichtlich wusste Frau Goderbrauer-Marchner auch um die Relevanz der einzelnen Themen, wie Sätze wie: "sie muss den journalistischen Alltag prägen", über die angerissene Ethik, zeigen.

Letztendlich zeigt dieses, in Anführungszeichen gesetzt, schlechte Beispiel schön, wie ein Journalist nicht arbeiten sollte: Drei Links unter seinen viel zu kurzen Artikel zu setzten und das Projekt zu beenden.

Merle Richter

Gabriele Goderbauer-Marchner

Medien verstehen

broschiert, 1. Auflage 2011, 156 Seiten, Abb.: 15 sw. 

Euro (D) 14,90 / Euro (A) 15,40 / SFr 21,90

(Wegweiser Journalismus, Band 10)

Verlag: Uvk

Erstverkaufstag: 16.02.2011