"Daniela Katzenberger hat uns beste Ergebnisse beschert"

Kommentar

medienmilch.de sprach anlässlich des 5-jährigen TV-Jubiläums von "Goodbye Deutschland! Die Auswanderer" exklusiv mit Christoph Richter, Executive Producer bei VOX. Seine offenen und ausführlichen Antworten sind nicht nur für Konny Reimann-Fans lesenswert:

5 Jahre "Goodbye Deutschland! Die Auswanderer"! Herzlichen Glückwunsch. Was hat denn VOX zum Jubiläum springen lassen?

Christoph Richter:
Wir haben einen Sangria-Abend mit der Redaktion von der Geschäftsleitung spendiert bekommen, beim Spanier - weil Mallorca nach wie vor das beliebteste Traumziel der deutschen Auswanderer ist. Und für unseren unnachahmlichen Konny Reimann gab es extra eine Cremetorte.

Hat sich eigentlich viel im Vergleich der heutigen Folgen zum Ursprungskonzept geändert?

Christoph Richter:
Statt vier Geschichten in einer Sendung erzählen wir heute nur noch zwei, maximal drei. Wir konzentrieren uns auf wenige Fälle und erzählen diese dafür umso intensiver, über einen längeren Zeitraum hinweg.

Zurück zu den Anfängen: Wie wichtig war (und ist) so ein Original wie Konny Reiman zum Start einer solchen Serie?

Christoph Richter:
Es war vielleicht wichtig, gleich zu Beginn eine Art Aushängeschild zu haben, einen "Star", durch den das für eine Doku-Soap neue Thema Auswandern leichter dem Zuschauer näher zu bringen war. Wir sind aber überzeugt davon, dass die Thematik auch ohne Konny schnell im deutschen TV populär geworden wäre: einfach deshalb, weil sich so viele Menschen mitunter ständig mit dem Thema für sich selbst auseinandersetzen - so unser Eindruck nach fünf Jahren Zuschauerforschung für "Goodbye Deutschland". Kommt das für mich auch in Frage? Kann ich meinem Leben mit einer Auswanderung vielleicht noch einmal eine neue Wende geben? Lebt man woanders glücklicher? Oder bleibe ich lieber sicher zu Hause auf meinem Sofa sitzen, denn so einfach ist das mit dem Auswandern ja auch nicht? All das fragen sich viele Menschen, wenn sie unsere Geschichten schauen. Das Thema Auswandern ist nach wie vor sehr präsent.

Was wissen Sie über die "Goodbye Deutschland"-Zuschauer? Sind sie im Laufe der Jahre mitgealtert?

Christoph Richter:
Wir werden ja alle älter, so ist das Leben, und wir freuen uns über unsere langjährigen Fans, die sind uns die liebsten. Und es kommen immer wieder neue, junge Zuschauer dazu. Als Daniela Katzenberger nach Mallorca gegangen ist, um in Santa Ponca ein Cafe zu eröffnen, hatte "Goodbye Deutschland" Rekord-Einschaltquoten bei den ganz jungen Frauen. Gerade bei jungen Leuten ist Auswandern heute ein noch größeres Thema geworden als bei der Generation, mit der wir angefangenen haben und die die vielleicht auch vor allem aus wirtschaftlichen Motiven heraus das Land verlassen wollte. Das ist bei den jungen Leute heute etwas anders: Abenteuer erleben, alle Möglichkeiten für sich nutzen, sich ausprobieren, sich selbst verwirklichen - das sind heute wichtige Motive für junge Menschen. Und weil wir häufig auch über diese Menschen berichten, schauen uns eben auch die Jungen. Ich will in dem Zusammenhang auch auf den Erfolg unserer Sendung "Auf und davon" verweisen - bei den jungen Leuten verzeichnen wir hier Einschaltquoten von bis zu 25 Prozent Marktanteil*. Die Sendung gehört inzwischen ja auch mit einer ähnlichen Thematik wie "Goodbye Deutschland" sozusagen zu den "Alt"-Stars der Doku-Soap-Szene.

Welche Folgen hatten die besten Quoten? Warum?

Christoph Richter:
Wir hatten mit Familie Schimke, einer Arztfamilie, die nach Schweden ausgewandert ist und die wir seit Jahren begleiten, tolle Einschaltquoten. Vielleicht weil Schweden auch ein Traumziel der Deutschen ist, Pippi-Langstrumpf-Romantik, und weil die Schimkes auch ein positives Beispiel dafür sind, dass das Leben woanders tatsächlich glücklicher sein kann. Die Familie ist wegen der damaligen deutschen Misere bei der Bezahlung von Krankenhaus-Medizinern ausgewandert und ist aufs platte schwedische Land gezogen. Dort war nicht nur die Bezahlung besser sondern auch die Kindergarten-Situation. Daniela Katzenberger hat uns beste Ergebnisse beschert. Aber auch das Schicksal der Familie Hinz, die mit Freunden nach Florida ausgewandert sind, um dort deutsche Bratwürste auf der Straße zu verkaufen, stieß auf sehr große Resonanz bei den Zuschauern. Das Geschäft der Familie in den USA lief hundsmiserabel, aber in Deutschland hatten sie alles aufgegeben, um in Florida zu investieren. Sie haben fast alles verloren. Ihre Freunde sind inzwischen wieder zurückgekehrt, Familie Hinz kämpft noch immer noch für ihren Erfolg, das ist beeindruckend. Dieses Schicksal, alles auf eine Karte zu setzen und dann fast ganz zu scheitern, aber trotzdem weiterzukämpfen und sich nie unterkriegen zu lassen, wollten sehr viele Menschen sehen.

Was gibt es in der Jubiläumssendung am 9. August so zu sehen?

Christoph Richter:
Die Jubiläums-Sendung wird von der Familie Reimann selbst moderiert. Wir sehen neue Geschichten von Konny und halten feierlich Rückblick auf die vergangenen fünf Jahre "Konny Island" in Texas. Weil das äußerst amüsant ist, hat uns die Programmdirektion auch eine etwas längere Sendezeit zugestanden. Die Jubiläums-Sendung gibt es am 9. August in XXL - und zwar dreistündig, "Goodbye Deutschland" so lang wie noch nie, die Geburtstags-Party endet erst um Mitternacht.

Wie sehen denn so die aktuellen Bewerberzahlen aus? Wollen immer mehr Deutschland via TV-Begleitung verlassen?

Christoph Richter:
Der Auswanderer-Trend ist ungebrochen. Auswanderung ist nach wie vor ein großes gesellschaftliches Thema. Jedes Jahr verlässt eine Menschenmenge in der Größe einer mittleren Großstadt Deutschland, und unser Bestreben ist es, diesen Prozess abzubilden. Es wandern Menschen aus allen sozialen Schichten aus: Junge, Alte, Reiche und Ärmere - und vor allem viele Familien. Deutschland zieht es in die Ferne, die Bewerberzahlen bei uns steigen schon seit einiger Zeit, was vielleicht aber auch daran liegt, dass VOX derzeit der einzige Sender ist, der das Thema im Programm hat und ihm immer - richtigerweise - treu geblieben ist. Wir haben auf diesem Themengebiet quasi Expertise, die Leute kennen und vertrauen uns. Darüber hinaus gibt es auch eine zwar nicht ganz so große, aber doch nicht unerhebliche Zahl an Menschen, die es nicht schaffen und nach einer gewissen Zeit nach Deutschland zurückkehren müssen. Auch das erzählt "Goodbye Deutschland".

Welche Szene(n) wurde(n) nicht gesendet und warum?

Christoph Richter:
Wir bilden das menschliche Leben ab, so wie es nun einmal ist. Die Menschen, die wir begleiten, gestatten uns einen tiefen Einblick in ihr Leben. Dazu gehören auch menschliche Schwächen. Dort, wo unsere Berichterstattung unsere Protagonisten extrem bloßstellen und verletzen könnte, schneiden wir. Es muss Grenzen geben.

Wie hoch ist denn eigentlich das Reisebudget bei "Goodbye Deutschland! Die Auswanderer" für das Team? Gehört die Serie zu den teuren VOX-Produktionen?

Christoph Richter:
Die Produktionskosten liegen im durchschnittlichen Bereich einer Doku-Soap. Tatsächlich ist darin aber das Reisebudget größer geworden, weil wir unsere Protagonisten jetzt ausführlicher begleiten. Das heißt: Wir besuchen sie öfter in einem größeren Zeitraum, weil für uns die Langzeit-Beobachtung immer wichtiger geworden ist. Wie verändert sich das Leben unserer Auswanderer über eine längere Zeit hinweg und vor allem, wie verändern sich die Menschen dabei?

Was werden wir 2016 zum 10-jährigen Jubiläum bzw. definitiv immer noch nicht bei "Goodbye Deutschland! Die Auswanderer" sehen?

Christoph Richter:
Konny Reimann wird mit seinem ersten Enkelkind seinen zweiten Leuchtturm auf Konny Island besteigen, auf den neu ausgebauten Hafen blicken und uns zum zehnjährigen Jubiläum von "Goodbye Deutschland", dann als älteste und erfolgreichste Dokusoap des deutschen Fernsehens seit den Fussbroichs, ein kerniges "Moin Moin" aus Texas entgegenschmettern.

(* Zuschauer 14-29 Jahre)

Das Interview mit Christoph Richter führte Oliver Hein-Behrens.