Gastkommentar: Die digitale Welt als Kriegsschauplatz?

Kommentar

Das Strategiepapier des Pentagons betont noch einmal, dass neben Land, Luft, See und Weltraum auch die digitale Welt möglicher Kriegsschauplatz ist. Eine Erkenntnis, die immer mehr um sich greift, wenn auch vielleicht etwas spät.

Während der Hackerangriff längst zum Standardrepertoire eines Hollywoodfilms gehört, sind die Beamten der Supermacht jedes Mal aufs Neue überrascht, wenn ihnen hoch geheime Daten abhandenkommen. Ins Bild passt da die Drohung mit Militärschlägen als Vergeltung für Hackerangriffe. Wann ist ein solcher Schritt gerechtfertigt? Wenn die Stromversorgung lahmgelegt wird oder doch schon, wenn 10 000 Daten gestohlen werden?

Zur Einordnung: Es sind keine Bananenrepubliken, die sich in das digitale Hirn der USA schleichen und Pläne stehlen, sondern, wie in ähnlichen Fällen, Hochtechnologie-Nationen wie China oder Russland. Die sind nicht nur am Computer flink, sie schießen auch zurück. Und deshalb dürften solche Attacken weiter in Hinterzimmern verhandelt werden. Drohungen mit Waffengewalt täuschen über die bisherigen Versäumnisse hinweg, quasi Säbelrasseln 2.0. Dass beim späten Aufbau einer dringend notwendigen digitalen Verteidigung auch auf das Know-how anderer Nationen gesetzt werden soll, ist bezeichnend. Die USA haben Angst, im digitalen Wettrüsten abgehängt zu werden.

Ein Original-Kommentar der Neue Osnabrücker Zeitung vom 15.7.2011 bei ots/News Aktuell.