Buchkritik: Ich liebe das Internet!

Kommentar

Christian Stöcker, seit 2005 bei Spiegel Online, hat ein sehr unterhaltsames Buch geschrieben: Nerd Attack! Eine Geschichte der digitalen Welt vom C64 bis zu Twitter und Facebook“. Die Einstellung des Autoren zum Medium ist dabei im Nachwort klar definiert:

"Ich liebe das Internet. In bin froh, dass es existiert." Als frischer Ressortleiter Netzwelt bei Spiegel Online glaubt man ihm das bei dem sicherlich stattlichen Gehalt gerne, aber Scherz beiseite, das Buch ist wirklich ein gelungener Streifzug durch fast 30 Jahre Computergeschichte – wie es der Titel bereits verdeutlicht.

Dabei gibt es selbst für alte "Nerds" jede Menge Aha-Effekte durch Informationen und Fakten, die man so noch nirgendwo sonst in Buchform angetroffen hat. Da ist zum Beispiel das lesenswerte Kapitel mit dem etwas irreführenden Titel "Werkzeuge für Weltenschöpfer", in dem es eigentlich um PC-Spiele und den Siegeszug der Ego-Shooter geht. "Einen PC zu besitzen war für Studenten – von angehenden Ingenieuren und Designern einmal abgesehen vor allem aus einem Grund attraktiv; man konnte damit spielen." Wie wahr!

Stöcker beschreibt auf vielen Seiten kurzweilig und unterhaltsam die Story des weltweit ersten Ego-Shooters Doom, "der Mutter aller Killerspiele". Seine These: Erst diese Ego-Shooter mit ihrer anspruchsvollen Grafik haben dazu geführt, das PCs heute im allgemeinen sehr leistungsstarke Geräte sind.

Doom war auf 10 Millionen Rechnern weltweit installiert und legte durch das innovative Netzwerkspiel damals ganze Uni-Server lahm. Auch das umstrittene Spiel "Counter-Strike", von der Verbreitung her ein würdiger Nachfolger für Doom, wird ohne den dabei typisch deutschen erhobenen Zeigefinger bei diesem Thema ausführlich im Buch präsentiert. Der Autor: „Die flexible Hardware des PV, die flexible Shooter-Software, die flexible Architektur des Netzes und die scheinbar grenzenlose Kreativität der Szene haben ein Ökosystem hervorgebracht, in dem nun bereits seit vielen Jahren weiterhin ständig Neues entsteht“.

Natürlich werden im Buch auch aktuelle Hype-Themen wie Facebook oder Wikileaks behandelt – immer mit hohem Unterhaltungswert und dem typischen Allround-Vernetztheitsblick eines Spiegel-Redakteurs, der kleine Überraschungen präsentiert.

Was soll man sagen? Ein wirklich lesenswertes Buch mit hohem Unterhaltungswert über die junge Geschichte des Massenmediums Internet.

Oliver Hein-Behrens

"Nerd Attack! Eine Geschichte der digitalen Welt vom C64 bis zu Twitter und Facebook" von Christian Stöcker. 320 Seiten, ISBN 978-3-421-04509-6, Ladenpreis 14,99 Euro.