Bundesliga: Schwarzer Freitag für das öffentlich-rechtliche Fernsehen?

Kommentar

Wird man in Zukunft Bundesliga-TV im öffentlich-rechtlichen Fernsehen erst ab 21.45 Uhr sehen können und die wichtigsten Spiele sogar noch viel später? Das zumindest scheint möglich nach der Entscheidung des Bundeskartellamtes vom 13. Januar 2012.

"Das Bundeskartellamt hat den Ligaverband und die deutsche Fußball Liga (DFL) zur Beachtung umfangreicher Kriterien bei der Vergabe der Medienrechte an den Spielen der Bundesliga und 2. Bundesliga ab der Saison 2013/2014 verpflichtet. Auf dieser Grundlage sieht das Bundeskartellamt keinen Anlass zum Einschreiten gegen die Zentralvermarktung", so die Pressemeldung des Bundeskartellamtes. 

Der DFL-Vorschlag sieht dabei zwei Modelle vor: Das bisher geltende Szenario der Free-TV Verwertung ab 18.30 Uhr. Und ein Szenario, bei dem die ersten Bilder der Spiele zunächst über Web-TV im Internet oder über mobile Endgeräte verbreitet werden. Damit wären im frei empfangbaren Fernsehen die Bundesliga-Bilder erst ab 21.45 Uhr zu sehen, die wichtigsten Spiele sogar noch viel später. 

Die ARD-Vorsitzende Monika Piel, ARD-Vorsitzende, scheint zu ahnen, welches "Modell" in dieser Ausschreibung den Zuschlag erhalten wird: "Diese Entscheidung ist nicht im Sinne der Zuschauerinnen und Zuschauer. Denn sie birgt die Gefahr, dass die DFL mit einer Erstausstrahlung von Bildern des Bundesliga-Spieltages im Netz einen großen Teil des Publikums ausschließt. Besonders in ländlichen Gebieten ist für viele das Internet kein Ersatz für das Fernsehen, weil dort dem Web-TV häufig die notwendigen Empfangsmöglichkeiten fehlen."

Ein öffentlich-rechtliches TV ohne die spieltagszeitnahe Sportschau und aktuelles Sportstudio zu den bekannten Zeiten? Soll man dann beide TV-Klassiker etwa auf den Sonntag verschieben? Ein absurde Vorstellung findet medienmilch.de  - als reinrassiges Internetmedium. Und überhaupt: Warum hat scheinbar keiner an die Option einer parallelen TV- und Internet-Übertragung gedacht? Könnte es sein, da da eine Nachtigal trapst, die mittelfristig die zeitnahe Bundesliga-Berichtertstattung ganz aus dem Free TV und Free Internet Bereich verbannen will? Es geht schließlich um viel Geld. 

Die DFL, so das Bundeskartellamt weiter, dürfe "nicht willkürlich darüber entscheiden, welchen Käufern sie den Zuschlag erteilt und welchen nicht", sondern habe sich zur Durchführung eines fairen, transparenten und diskriminierungsfreien Verfahrens verpflichtet und werde über den Zuschlag der einzelnen Pakete und des erfolgreichen Szenarios anhand vorab festgelegter Kriterien entscheiden. Welche das sind? Keine Ahnung. Es lohnt sich also nicht nur für das Bundeskartellamt, in Zukunft genauer hinzuschauen.

Oliver Hein-Behrens