Diese Debatte müsse vor allem jene erreichen, die die Angebote der öffentlich-rechtlichen nicht bewusst nutzen und jene, die bisher keine Rundfunkgebühr zahlten, sagten Experten in der Diskussion "Rundfunkbeitrag - Das Modell und die Details" beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig.
Der Thüringer Medienstaatssekretär und Regierungssprecher Peter Zimmermann verwies auf die Notwendigkeit des neuen Finanzierungsmodells. Es gehe um eine auskömmliche Finanzierung, um Rechtssicherheit, um Beitragsgerechtigkeit und um eine Vereinfachung. Das seien die politischen Ziele. Den Beitragszahlern jedoch müsse man mit anderen Argumenten begegnen, vor allem den jüngeren Leuten. "Die Älteren sind mit dem öffentlich-rechtlichen System sozialisiert worden, Gebühr und Programm stoßen bei ihnen auf hohe Akzeptanz", sagte Zimmermann.
Bei den jüngeren jedoch, die öffentlich-rechtliche Angebote kaum oder gar nicht nutzten, werde es Diskussionen geben, wenn der Beitrag ab 2013 erhoben wird. Um aber aus der Rechtfertigungsposition herauszukommen, müssten die Programme durch Qualität und Einzigartigkeit überzeugen. "Öffentlich-rechtlicher Rundfunk muss alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen ansprechen", so Zimmermann. "Das ist ein Qualitätsanspruch an sich - wenn Sie so wollen, die Qualität der Quote." Für die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sei entscheidend, wie er in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde. "Nicht die Taten verändern die Welt, sondern die Worte über die Taten", so Zimmermann.
Die WDR-Justiziarin Eva-Maria Michel verteidigte zunächst das Zögern der Öffentlich-Rechtlichen in Bezug auf ein anderes Finanzierungsmodell. "Es ist lange befürchtet worden, dass dadurch die Einnahmen stark sinken werden", erklärte sie. Der neue Rundfunkbeitrag solle nun die Nachteile des bestehenden Gebührenmodells - erheblich sinkendes Gebührenaufkommen und mangelnde Akzeptanz der GEZ - beheben. Dabei werde sich an den Möglichkeiten zur Befreiung von der Beitragspflicht nicht viel ändern im Vergleich zur bisherigen Gebühr. Auch auf künftig beitragspflichtige Behinderte, soziale Einrichtungen und Firmen kämen keine zu hohen Forderungen zu. Studenten würden sogar viel weniger als bisher zahlen, weil für eine WG nur noch ein Beitrag fällig werde. Michel verwies darauf, dass Jugendliche die Angebote von ARD und ZDF im Internet oder per Handy öfter nutzen, als ihnen selbst bewusst sei. "Viele junge Leute haben die Tagesschau-App installiert oder schauen sich öffentlich-rechtliche Produktionen auf YouTube oder in Mediatheken an", sagte sie. An der "Kostenlos-Mentalität" in Internet müsse sich etwas ändern.
Ein Ende der Verunsicherung sieht Prof. Dr. Carl Eugen Eberle, der Justiziar des ZDF. Diskussionen über Abgaben für Computer und andere Empfangsgeräte seien vorbei und es bestehe auch nicht mehr die Gefahr, dass Haustiere Gebührenbescheide bekämen, weil Herrchen oder Frauchen unter deren Namen zum Beispiel an einem Preisausschreiben teilgenommen hätten.
Gleichwohl sei es in der Übergangszeit komischerweise nötig, das Personal in der GEZ aufzustocken und zusätzliche Dienstleister zu beauftragen: "Wir müssen Unmengen von Daten abgleichen, zum Beispiel Betriebsstätten und dort Beschäftigte zählen", sagte Eberle. Vorübergehend müssten deshalb die Kapazitäten erhöht werden. Nach 2013 sei das Ziel, die GEZ zu verkleinern.