Filmfest Hamburg 2011: 140 Spielfilme, Dokumentationen und Experimentelles

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Das 19. Filmfest Hamburg will auch dieses Jahr wieder mit ungewöhnlichen Themen und Schwerpunkten überraschen. „Wir zeigen rund 140 Spielfilme, Dokumentationen und Experimentelles aus dem In- und Ausland“, sagt Festivalleiter Albert Wiederspiel.

Fast alle Filme laufen als Deutschland-, Europa- oder Weltpremieren und sind somit das erste Mal in einem deutschen Kino zu sehen. Neu bei Filmfest Hamburg 2011 ist die Sektion MUSIK! mit insgesamt neun Produktionen. Gezeigt wird unter anderem der isländische Dokumentarfilm „Backyard“. Hier hören und sehen wir die besten isländischen Bands, wie sie in einem Hinterhof in Reykjavik bei Pizza und Pfannkuchen ein Konzert für ihre Fans geben.

Von ganz anderem Kaliber ist dagegen der Film „God Bless Ozzy Osbourne“ aus den USA. Zwei Jahre lang haben die amerikanischen Regisseure Mike Fleiss und Mike Piscitelli den „Fürsten der Finsternis“ auf seiner Tour begleitet. Ein ungeschminktes Porträt, in dem auch Freunde und Familienmitglieder zu Wort kommen. „Die Sektion MUSIK! ist der Nachfolger der Sektion KUNST! vom letzten Jahr. Die besten Spannungen entstehen, wo sich Kunstformen treffen, kreuzen oder ergänzen“, sagt Albert Wiederspiel.


Weiterhin präsentiert das Filmfest neun internationale Dokumentationen zum Thema Umwelt. Sehenswert ist unter anderem die mit Unterstützung der Filmförderung Hamburg Schleswig Holstein realisierte deutsch-türkische Koproduktion „Ecumenopolis: Stadt ohne Grenzen“. Es geht um Istanbul, im Zeitraffer aufgestiegen zu einer Weltmetropole. Das hat seinen Preis; jetzt soll eine dritte Bosburusbrücke gebaut werden und das letzte Waldgebiet im Norden der Stadt muss weichen.

Mit einem ganz anderen Problem beschäftigt sich der Film „Detroit Wild City“. Die US-Produktion zeigt sowohl die apokalyptische Seite der ehemaligen Autostadt als auch Lösungen: Grüne Pioniere verwandeln aus der Not heraus mitten in der Innenstadt brachliegende Grundstücke in fruchtbare
Felder.


Durch das gesamte Programm von Filmfest Hamburg zieht sich zudem der Schwerpunkt Macht. „Es gibt in diesem Jahr auffallend viele Filme über politische Machtstrukturen. Schade nur, dass in Deutschland selten Filme zu aktuellen politischen Themen produziert werden“, sagt Albert Wiederspiel. Bemerkenswert ist der Spielfilm „The Minister“ von Regisseur Pierre Schoeller aus Frankreich. Der Zuschauer hetzt mit Verkehrsminister Bertrand Saint-Jean von Termin zu Termin, sei es in der Öffentlichkeit oder im Privatleben. Ein fesselndes Drama über den Irrsinn der Politik. Schoeller war bereits im Jahr 2008 mit seinem Film „Versailles“ bei Filmfest Hamburg vertreten.

Ganz aktuell ist die Kurzfilmkollage „18 Days“ aus Ägypten. Zehn ägyptische Regisseure dokumentieren anhand von individuellen Schicksalen die Revolution in ihrem Land. Eine junge Frau aus den Slums gerät in den Straßenkampf, während ein Techniker brutalen Verhörmethoden ausgesetzt ist. Ein kleiner Schneider wiederum weiß gar nicht, wie im geschieht, und glaubt an einen Einmarsch der Israelis. Zentraler Schauplatz ist der Tahrir-Platz in Kairo, der zum Symbol des Widerstandes in der arabischen Welt wurde.

In der Sektion Agenda 11 stehen ebenfalls schon mehrere Filme für das Programm fest. Besonders zu erwähnen ist der Film „Once Upon a Time in Anatolia“ von dem mehrfach preisgekrönten türkischen Regisseur Nuri Bilge Ceylan. Zwölf Männer begeben sich mitten in der Nacht auf die Suche nach einer
Leiche. Details leuchten auf im Scheinwerferlicht, es kommt zu Diskussionen über den Tod. Ist er ein unbegreifliches Mysterium oder eine Banalität der Natur? Ein Film von einzigartiger Intensität, dessen Sog sich das Publikum im Kino kaum entziehen kann. „Once Upon a Time in Anatolia“ erhielt dieses
Jahr in Cannes den Grand Prix.

Der US-amerikanische Regisseur Gus Van Sant wurde mit seinen Filmen „Good Will Hunting“ (1997) und „Milk“ (2008) bekannt. Jetzt zeigt Filmfest Hamburg seinen neuesten Film „Restless“. Es geht um die ungewöhnliche Liebe zwischen zwei ungleichen Teenagern: dem morbiden Enoch – sein bester Freund, der Geist eines japanischen Kriegspiloten aus dem zweiten Weltkrieg existiert nur in seiner Phantasie – und der das Leben und die Natur genießenden Annabel.

Das 19. Filmfest Hamburg findet vom 29. September bis 08. Oktober 2011 im Abaton, CinemaxX Dammtor, Metropolis im Savoy, Passage, 3001 und im B-Movie statt.Das 9. Michel Kinder- und JugendFilmfest findet vom 30. September bis 08. Oktober 2011 im CinemaxX Dammtor statt.