Hightech-Branche: Zwei Drittel der Firmen wollen neue Stellen schaffen

News

Die Stimmung in der Hightech-Branche ist so gut wie seit Jahren nicht mehr. Der BITKOM-Index steigt im vierten Quartal 2010 auf 69 Punkte, den höchsten Wert seit Einführung des Stimmungsbarometers im Jahr 2001.

Auch die Aussichten für das kommende Jahr sind positiv: 84 Prozent der Unternehmen auf dem deutschen ITK-Markt rechnen mit einem Umsatzplus, neun Prozent mit stabilem und lediglich sechs Prozent mit sinkendem Umsatz.

„Der BITKOM-Index hat bislang immer zuverlässig die wirtschaftliche Entwicklung der Branche angezeigt. Die aktuellen Umfrageergebnisse signalisieren, dass 2011 ein gutes Jahr für die deutsche Hightech-Wirtschaft wird“, sagte Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer, Präsident des BITKOM.

Sowohl die Nachfrage der gewerblichen Kunden als auch der Privatverbraucher werden im kommenden Jahr weiter anziehen. Besonders optimistisch sind IT-Dienstleister, die im kommenden Jahr zu 90 Prozent steigende Umsätze erwarten. Besonders stark ist das Interesse am Thema Cloud Computing. „Cloud Computing wird in den nächsten Jahren erhebliche zusätzliche Investitionen anstoßen und die Etablierung ganz neuer Geschäftsmodelle und Dienstleistungen mit sich bringen“, sagt Scheer.

Der BITKOM schätzt, dass der Markt für Cloud Computing von 1,1 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 8,2 Milliarden Euro 2015 steigt. Allein 2011 wird der Zuwachs laut einer Studie der Experton Group 68 Prozent betragen. Aber auch im IT-Hardware-Segment rechnen die Firmen zu 80 Prozent mit höheren Umsätzen. Hersteller von Hightech-Geräten haben seit Jahren mit enormem Preisdruck zu kämpfen. Aber innovative Geräte wie Tablet-PCs und All-in-one-Computer verkaufen sich gut und tragen zur guten Stimmung bei.

Zwei Drittel der Hightech-Firmen wollen 2011 neue Stellen schaffen. Besonders Softwarehäuser und IT-Dienstleister suchen neue Mitarbeiter. Für jedes zweite Unternehmen ist der Mangel an hochqualifizierten Spezialisten laut Pressemeldung das größte Wachstumshemmnis. Aktuell gibt es rund 28.000 offene Stellen für IT-Experten in der deutschen Wirtschaft. „Eine geregelte Zuwanderung von Spitzenkräften könnte hier Abhilfe schaffen. Seit Jahren diskutiert die Politik ergebnislos darüber, 2011 müssen verbindliche Regelungen her“, fordert Scheer. Im Juni 2010 bemängelte noch etwa jedes vierte Unternehmen eine schwache Binnen- oder Exportnachfrage sowie ungünstige Finanzierungsbedingungen. „Diese Faktoren werden ein halbes Jahr später deutlich besser bewertet“, so Scheer. Nur noch jedes achte ITK-Unternehmen sieht in den Finanzierungsbedingungen ein Wachstumshemmnis, 15 Prozent in der Binnennachfrage. Die Exportnachfrage, die 2010 zweistellig anzog, ist nur noch für vier Prozent der ITK-Firmen unbefriedigend. Scheer: „Damit stehen die Zeichen für 2011 auf Wachstum, wir erwarten ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr für die BITKOM-Branche. “

Politisch sieht Scheer das Jahr 2011 als Jahr der Richtungsentscheidungen: „In den kommenden zwölf Monaten erwarten wir Weichenstellungen in der Netzpolitik.“ So wird ein Gesetzentwurf des Bundesinnenministeriums zum Datenschutz erwartet, der die so genannte „Rote Linie“ festschreiben soll. Neu diskutiert werden muss eine Novellierung des Staatsvertrags zum Jugendmedienschutz, der jüngst gescheitert ist. Auf der Agenda stehen zudem Themen der IT-Sicherheit, Geodatendienste und der „Dritte Korb“ der Urheberrechtsgesetzesnovelle. Außerdem müssten die sogenannten „Intelligenten Infrastrukturen“ ausgebaut werden. Darunter versteht man neben dem Breitband die neuen Stromnetze (Smart Grids), elektronische Systeme zur Verkehrslenkung sowie den Ausbau digitaler Strukturen in der öffentlichen Verwaltung, im Bildungswesen und im Gesundheitssystem. Sie können nur in enger Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft gelingen. Scheer: „Die Politik setzt den notwendigen regulatorischen Rahmen und. legt Strukturen und Standards fest und stellt z.B. Frequenzen zur Verfügung. Die Wirtschaft investiert. Den Aufbau intelligenter Infrastrukturen jenseits des Breitbandnetzes sollten wir im kommenden Jahr mit Nachdruck vorantreiben.“