"Muhammad Bekschanow büßt seit mehr als 14 Jahren dafür, dass er sein Menschenrecht auf Pressefreiheit wahrgenommen hat", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. "Sein Schicksal steht stellvertretend dafür, wie Präsident Islam Karimow jede Kritik an seiner Herrschaft mit Gewalt unterdrückt."
Bekschanow machte sich in den ersten Jahren der Unabhängigkeit Usbekistans Anfang der 1990er Jahre als Chefredakteur der wichtigsten Oppositionszeitung Erk (Freiheit) einen Namen, die über Tabuthemen wie Umweltprobleme, Zwangsarbeit auf den Baumwollfeldern und wirtschaftliche Missstände berichtete. Nachdem die Zeitung 1994 verboten wurde, musste er ins Ausland fliehen. Nach einer Serie von Bombenanschlägen in der Hauptstadt Taschkent 1999 machte die Regierung pro-demokratische Kräfte einschließlich Erk für die Gewalttaten verantwortlich und zerschlug auf diese Weise die Opposition. Bekschanow wurde in der Ukraine verhaftet und ausgeliefert, musste unter Folter ein "Geständnis" unterschreiben und wurde zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Kurz vor dem Ende seiner zwischenzeitlich etwas reduzierten Haftzeit erhielt der Journalist Anfang 2012 eine neue Strafe von vier Jahren und acht Monaten wegen Ungehorsams gegen das Gefängnispersonal. Verwandte und Kollegen berichten nach ihren seltenen Besuchsgelegenheiten, Bekschanow sei bei sehr schlechter Gesundheit. Infolge der Folter ist er mittlerweile auf dem rechten Ohr taub. Zudem ist er im Gefängnis an Tuberkulose erkrankt. In Usbekistan existieren praktisch keine unabhängigen Medien, insgesamt sitzen dort mindestens neun Journalisten unter teils unmenschlichen Bedingungen im Gefängnis. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von ROG steht das Land auf Platz 164 von 179 Staaten.
Die 1985 gegründete Tageszeitung Uthayan hat ihren Sitz in Jaffna im Norden Sri Lankas und ist eine der wenigen Publikationen des Landes in der Sprache der tamilischen Minderheit. Sie ist während des gesamten Bürgerkriegs zwischen tamilischen Separatisten und der Armee bis 2009 erschienen und berichtet ungeachtet ethnischer Grenzen über Ereignisse im ganzen Land. Uthayan greift häufig kontroverse Themen der gespaltenen srilankischen Gesellschaft auf und scheut nicht vor Kritik an der Regierung zurück. Politisch steht sie der Tamilischen Nationalen Allianz nahe. Immer wieder sind Mitarbeiter von Uthayan zum Ziel von Entführungen, Angriffen, Drohungen und Einschüchterungsversuchen geworden. Im Laufe der Jahre haben der Zeitung deshalb viele Mitarbeiter den Rücken gekehrt. Seit 2002 wurden mindestens fünf ihrer Journalisten getötet; ihr Chefredakteur Gnagnasundaram Kuhanathan wurde 2011 in Jaffna bewusstlos geprügelt. Im vergangenen April verschafften sich Bewaffnete gewaltsam Zugang zu einem Uthayan-Büro in Kilinochchi, griffen dort Mitarbeiter an und zerstörten die Einrichtung. Dennoch deckt die Zeitung unverändert immer wieder kriminelle Umtriebe von Regierung und Armee auf. Auch fast fünf Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs sind Zensur und Gewalt gegen Journalisten in Sri Lanka an der Tagesordnung. Aufgeklärt werden solche Übergriffe praktisch nie. Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit nimmt Sri Lanka Platz 162 ein.
Reporter ohne Grenzen hat die Auszeichnungen bei einer Veranstaltung in Straßburg am Mittwoch (27. November) verliehen.