Kommissar Wallander gewinnt CIVIS Fernsehpreis - alle Preisträger

Meldung des Tages

Der CIVIS Medienpreis für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa ist in Berlin verliehen worden. Zur 24. Preisverleihung des renommierten Medienpreises waren 19 Radio- und Fernsehprogramme nominiert. Die Gewinner sind:

Europäischer CIVIS Fernsehpreis
Bereich Unterhaltung

Ausgezeichnet wird:
Kommissar Wallander - Mörder ohne Gesicht (ARD/BBC)
Auf einem Bauernhof wird ein altes Ehepaar umgebracht. Vage Anhaltspunkte deuten auf ausländische Täter hin. Wallander versucht, die Hinweise vor der Presse zu verbergen, um nicht Vorurteile gegen Ausländer hervorzurufen. Vergeblich – die Medien nehmen das Thema breit auf. Kurz darauf brennt ein Auffanglager für Asylbewerber und ein Migrant wird von einem Rechtsradikalen erschossen. Doch es ist nicht, wie es zunächst erscheint. Grandioses Spiel mit der Political Correctness – filmisch außergewöhnlich, mit herausragenden Schauspielerinnen und Schauspielern. 

Autor: Richard Cottan - Literarische Vorlage: Henning Mankell - Redaktion: Rainer Bunz - Regie: Hettie Macdonald

Bereich Information
Ausgezeichnet wird: DOK: "Der Asylchef und die Nigerianer" (SRF)
Alard du Bois-Reymond leitet das Schweizer Bundesamt für Migration. Seit dem Ja zur Ausschaffungsinitiative gelten strenge Bestimmungen in der Asylpolitik. Der neue Direktor setzt sie durch und er bezeichnet einen Großteil der nigerianischen Asylbewerber als kriminell. Die Beziehungen zu Nigeria verschlechtern sich. Ein Nigerianer stirbt bei der gewaltsamen Ausschaffung. Der Asylchef gerät in die öffentliche Kritik. Die Dokumentation zeigt, wie Alard du Bois-Reymond im ersten Amtsjahr seine Aufgaben angeht. Sie zeigt die komplizierten politischen Hintergründe, Menschen und Schicksale. Kritisch, überraschend, journalistisch beeindruckend.

Autorin: Karin Bauer - Redaktion: Nathalie Rufer, Christoph Müller - Regie: Karin Bauer

Deutscher CIVIS Fernsehpreis
Bereich Unterhaltung
Ausgezeichnet wird: Zivilcourage (WDR/ARD)
Der Buchhändler Peter Jordan stemmt sich gegen eine kriminelle Jugendgang und zeigt Zivilcourage. Als der 16-jährige Afrim einen pöbelnden Trinker fast zu Tode prügelt, geht er dazwischen. Dem jugendlichen Mehrfachtäter droht Gefängnis. Sein älterer Bruder will Jordan zwingen, die Aussage zurückzuziehen. Jordan gibt nicht nach. Sein Beharren beeindruckt seine 15-jährige Schülerpraktikantin – die Ghettobraut des Schlägers. Jessica wird ihm helfen. Der Film macht keine Vorwürfe, er stellt Fragen. Mit großer emotionaler Wucht gegen das Wegsehen – filmisch und schauspielerisch beeindruckend.

Autor: Jürgen Werner - Redaktion: Wolf-Dietrich Brücker - Regie: Dror Zahavi

Bereich Information
Ausgezeichnet wird: Hart und herzlich – Eine türkische Lehrerin gibt nicht auf (WDR/ARD)
Betül Durmaz unterrichtet an einer Förderschule in Gelsenkirchen. Sie kämpft um Integration und Chancengleichheit. 70 Prozent der Kinder an der Schule haben ausländische Wurzeln. Für viele ihrer Schülerinnen und Schüler ist sie "eine von uns". Für fundamentalistische Familien aber ist die weltoffene türkische Lehrerin mit deutschem Pass eine Reizfigur. Die Lehrerin kennt den Spagat zwischen den Kulturen. Mit ihrer eigenen Biografie möchte sie Mut machen und Perspektiven zeigen. Glaubwürdig, journalistisch beeindruckend – ohne Schuldzuweisungen.

Autorin: Nicole Rosenbach - Redaktion: Ulrike Schweitzer

Europäischer CIVIS Radiopreis
Bereich lange Programme
Ausgezeichnet wird: Zündfunk Reportage: "Mein Türke und ich - Integrative Besuche in der Nachbarschaft" (BR)
Integration oder Ausgrenzung. Der Autor startet den Selbstversuch und geht auf seine Mitmenschen zu: "Darf ich Sie kennenlernen" sagt er zu seiner türkischen Schneiderin, zu seinem Dönerverkäufer, zu seinem vermeintlich türkischen Nachbarn, der sich dann als Iraker erweist, und zu vielen anderen in seiner direkten Umgebung. Spannend und lebensnah wird deutlich, was passiert, wenn Menschen neugierig aufeinander zugehen. Zur Nachahmung empfohlen. Frech, humorvoll, einfach überzeugend – von hoher radiophoner Qualität.

Autor: Marco Maurer - Redaktion: Franziska Storz

Bereich kurze Programme
Ausgezeichnet wird: Radio Essen am Morgen: Ich und Integration (Radio Essen)
Der freiwillige Integrationsversuch einer weißrussischen Journalistin. Als ihre Entdeckungsreise durch die Kulturhauptstadt zu Ende geht, beschließt die Autorin in Essen zu bleiben. Als Gast hat sie sich sehr willkommen gefühlt. Wie ist es nun, als Ausländerin mit Aufenthaltsgenehmigung hier zu leben. Auf was ist zu achten? Die Autorin organisiert für sich selbst einen Integrations-Crash-Kurs in der Essener Innenstadt. Schnell wird klar: Integration braucht ein Gegenüber. Ironisch, originell, selbstbewusst – ein eindrucksvolles Hörerlebnis. Beitrag aus der Serie "Katja in der Kulturhauptstadt"

Autorin: Katsiaryna Artsiomenka - Redaktion: Christian Pflug

Europäischer CIVIS
Online Medienpreis
Ausgezeichnet wird: Gerlinde Hinterleitner
Der Webauftritt www.dastandard.at berichtet authentisch, vielfältig und diskursiv über den Alltag österreichischer Migrantinnen und Migranten. Junge NachwuchsjournalistenInnen mit Migrationshintergrund bringen eine neue Perspektive in die Berichterstattung - einen speziellen Zugang zur Lebenswirklichkeit der "alten" und "neuen" Österreicher. Redaktionelles Ziel ist eine gerechtere mediale Repräsentation der Menschen mit Migrationsbiografie. Berichtet nicht über - sondern aus der Einwanderungsgesellschaft. derStandard.at 

An der Ausschreibung zum europäischen CIVIS http://www.civismedia.eu/Wettbewerb 2011 nahmen 690 Programmangebote aus 22 Ländern der Europäischen Union und der Schweiz teil. Ein neuer Rekord! Der Preis ist mit insgesamt 40.000 Euro dotiert.