Es gibt keine Hölle für freie Journalisten - aber "zum Teil sehr aggressive Kritik"

Nicht schön

Die Kritiker haben ihr Ziel erreicht, der "Hölle-Preis", den Freischreiber als Verband der freien Journalistinnen und Journalisten in Deutschland, vergeben wollte, bleibt in diesem Jahr im Giftschrank und wird nicht verliehen.

In einem Gespräch mit JournalistenPreise.de erklärt Kai Schächetele, Vorsitzender der Freischreiber dazu: "Im kommenden Jahr wird es nicht nur den Versuch geben, sondern ein Preisverfahren, das so transparent ist, dass wir dann nicht mehr über das Verfahren an sich diskutieren müssen, sondern nur noch über die Gründe, die zu den Nominierungen geführt haben. Wir sind ein junger Verband, der in der Lage ist, aus seinen Fehlern zu lernen."

Auf der Freischreiber-Homepage steht dazu in einer Pressemeldung: "Aufgrund der externen und internen Kritik, die uns seit der Bekanntgabe der Nominierungen für den Himmel-und-Hölle-Preis erreicht hat, haben wir uns entschlossen, das Wahlverfahren zum Hölle-Preis nicht weiter fortzusetzen. Das Nominierungsverfahren haben Vorstand und Jury gemeinsam beschlossen, doch wir sehen ein, dass es Mängel hat. Die Jury-Entscheidung für die drei Hölle-Kandidaten basiert auf Fallschilderungen und Tatsachenberichten freier Journalisten, denen wir Vertraulichkeit zugesichert haben. Wir sehen uns nicht in der Lage, diese Nominierungen hinreichend zu begründen und gegen zum Teil sehr aggressive Kritik zu verteidigen, ohne diese Vereinbarung zu brechen. Uns ist klar geworden, dass die zur Verfügung gestellten Begründungen als Entscheidungsgrundlage deshalb nicht ausreichen, um die mehr als 400 Freischreiber-Mitglieder zu einer Wahl der „fiesesten“ Redaktion Deutschlands zu bitten. Offenbar hat zudem der als Zuspitzung verwendete Superlativ zu erheblichen Missverständnissen geführt. Gravierende Verstöße gegen den Code of Fairness gibt es auch in Redaktionen, die gar nicht für den Himmel-und-Hölle-Preis vorgeschlagen waren, weil sie nicht zum Abnehmerkreis der Journalisten zählen, die ihre Vorschläge eingereicht haben. Insofern sind unsere Nominierungen, die auf der Grundlage von etwa 150 Vorschlägen ausgesprochen wurden, nicht repräsentativ. Und dass wir die Nominierungen für den Hölle-Preis zunächst nur mit dem Mittel einer Satire verkündet haben, war ein Fehler, für den wir uns entschuldigen. Im Fall von Neon konnte dadurch der Eindruck entstehen, in der Redaktion würden systematisch Themenvorschläge geklaut. Diesen Eindruck wollten wir nicht erwecken. Worum es uns und der Jury vielmehr ging, ist, dass Autoren den Eindruck haben, mit ihren Themenvorschlägen werde nicht sauber umgegangen. Und darüber wollen wir reden.Wir glauben, dass es sinnvoll und notwendig ist, mit den Redaktionen über die Angaben und Fakten ins Gespräch zu kommen, die zu den Nominierungen geführt haben. Wir wollen den betroffenen Redaktionen deshalb eine Mediation unter der Leitung eines von beiden Seiten akzeptierten Journalisten vorschlagen, über deren Modalitäten wir uns in den kommenden Tagen verständigen werden. In diesen Gesprächen stellen auch wir uns der Kritik.Damit wird es am 11. November keine Verleihung des Hölle-Preises geben."

Der Ordnung und der Vollständigkeit halber: Auf der Liste der möglichen "Höllen" für freie Journalisten standen neben NEON auch die "Für Sie" und Spiegel online.