Facebook verkauft keine Daten

Kommentar

Tina Kulow ist Corporate Communication Managerin bei Facebook Deutschland. Gestern (17.11.2011) stand sie bei einer Veranstaltung des PR Club Hamburg im Amerikazentrum Hamburg etwa 100 interessierten Gästen nach einem kurzen Vortrag mit dem Titel „Social by Design“ ausführlich Rede und Antwort zum Online-Giganten aus den USA und gab dabei einen der seltenen Einblicke in die Facebook-Welt:

Facebook habe, so Kulow, weltweit aktuell ca. 2.500 Mitarbeiter, davon in Hamburg aber nur „die Teamgröße von einer kleinen Fußballmannschaft und einer Bank.“  Die häufigsten Fragen, die an sie gestellt würden, wären „Wie soll man das bei Facebook machen?“ und „Was macht man bei negativen Kommentaren?“. Authentizität, so Kulow, sei sicherlich da ein Schlüssel zum Facebook-Erfolg.  Auch Humor helfe bei manchen Themen weiter, denn Facebook sei schließlich keine bierernste Angelegenheit.  

In Krisensituationen wie z.B. den berühmten „Shitstorm“  rät Kulow ebenfalls zur Ehrlichkeit. Eine gute Entschuldigung an der Pinnwand bringe manchmal mehr Kommentare ein als der kritisierte Kommentar selbst. Immer wichtiger werde ihrer Meinung nach in diesem Zusammenhang auch das „Erwartungsmanagement“, das sich zum Beispiel darin widerspiegelt, dass Facebook-Account-Verantwortliche immer einen direkten Abstimmungs-Draht zum Entscheider haben und so schnelle Reaktionen möglich sind – bisher eher eine Ausnahme, da häufig die Facebook-Betreuung auf Praktikantenebene angesiedelt wäre und diese Mitarbeiter eher selten einen direkten Draht zum Kommunikationschef hätten.

Zum Thema Verantwortung und Datensicherheit sagt Tina Kulow: „Uns ist die Verantwortung deutlich, die wir haben“. Sie unterstreicht in diesem Zusammenhang mehrfach, dass Facebook keine Daten verkauft. Leben tut das Unternehmen, das grundsätzlich keine Umsatzzahlen bekannt gibt, scheinbar hervorragend von Werbung und von der Provision, die es kassiert, wenn beispielsweise bei den immer beliebteren Facebook-Spielen kostenpflichtige Spielinhalte und -Gegenstände verkauft werden.

Auch zu Facebook-Fake-Accounts, wie sie manchmal  von Unternehmen oder Agenturen eingesetzt werden, hat sie eine klare Meinung:  „Fake ist ein Scheiß!“, sagt sie freimütig ins Auditorium.

Bei der dynamischen Entwicklung der Social Media Plattform bringt sie den Gründer und Vorstandsvorsitzenden Mark Zuckerberg ins Spiel: „ Viele wissen, das ist von Mark stark getrieben: Wir sind erst bei einem Prozent unserer Reise.“  Ziel sei es schließlich, eine Milliarde Menschen bei Facebook zu versammeln.

Zu der neuen Timeline, die in Kürze auch in Deutschland eingeführt wird, meint Kulow:  „ Mit der Timeline wird es auch eine neue Generation von Applications geben.“ Und auch bei einer Frage nach den Gerüchten um einen geplanten Börsengang von Facebook bleibt die Corporate Communication Managerin cool: „Ich glaube, es würde sich nicht so viel ändern von der Kultur hier, wenn wir an der Börse wären.“

Oliver Hein-Behrens