Kommentar: Falsches Sparen! Weniger Geld für Hamburgs Web-Gründerszene

Kommentar

Die Sicht war fantastisch. Schließlich befand man sich im Hamburgs Penthouse Elb-Panorama in der Bernhard-Nocht-Straße zwischen Hamburger Kiez und Hafen mit Blick auf die Queen Mary 2 im Trockendock und den Rest der Millionenmetropole. Der Anlass:

Die Hamburger Gründerszene traf sich am 29. November 2011 zum Finale des Webfuture Award www.webfuture-award.de vor über 300 geladenen Gästen, um den Sieger zu küren: Das Internet StartUp des Jahres heißt YieldKit. Sandra Tiemann, CEO von YieldKit, setzte sich gegen neun weitere StartUp Ideen mit ihrem ein Tool für Publisher, das Nennungen von Produkten, Herstellern und Shops automatisch in Affiliate-Links umwandelt, um. Den mit einem Preisgeld von 10.000 Euro dotierten Gründerpreis übergab Uwe Jens Neumann, Vorsitzender von Hamburg@work e.V.

Preisgelder für den zweiten und dritten Preis wie in den letzten Jahren waren diesmal Fehlanzeige! Die Stadt müsse schließlich sparen, so die offizielle Stellungnahme. Und wie! Gab es im Vorjahr für die Gründer aus dem Interactive Bereich noch insgesamt 25.000 Euro Preisgelder für die ersten drei Plätze, so spendierte die Hansestadt diesmal eben nur dem Gewinner 10.000 Euro. Eine massive Kürzung, die von zahlreichen Juroren elegant, aber nachhaltig kritisiert wurde. Zu Recht!

Neben der Tatsache, dass eine solche Budgetstreichung im Vergleich zu den explodierenden Kosten manch anderer Projekte wie zum Beispiel das der Elbphilharmonie (manche gehen hier inzwischen von bis zu 500 Millionen Kosten aus) beschämend ist: Es schadet dem Internet-Standort Hamburg – vor allem im direkten Vergleich mit dem „Lokalkonkurrenten“ Berlin, der in den letzten Jahren durch den Hauptstadtfaktor in vielen Interactive Bereichen massiv auf – und überholt hat.

Ziel von Hamburg@work, des Veranstalters der seit 1997 agierenden Public-Private-Partnership sei es schließlich, „die exponierte Position der Medienmetropole Hamburg als Standort der Informations- und Kommunikationstechnologien auszubauen und die Unternehmen dieser Branche zu unterstützen“ Diese nun stark eingeschränkt „exponierte Position“ hat wohl dieses Jahr einem österreichischen IT-Unternehmen so leidgetan, dass sie dem Gewinner zusätzlich einen Gutschein zur Sicherheitsüberprüfung spendiert hat, der die 10.000 Euro Preisgeld locker übertraf.

Für 2012 kann man nur hoffen, dass die Freie und Hansestadt Hamburg sich darauf zurückbesinnt, dass es nicht nur den Hafen, sondern auch eine Hamburger Digitalwirtschaft gibt, die mehr denn je im eigenen Interesse im Konkurrenzkampf gegen Berlin unterstützt werden sollte.

Oliver Hein-Behrens