LeadAwards 2012: Corporate Publishing-Magazin gewinnt

Meldung des Tages

Am Mittwochabend wurden in den Hamburger Deichtorhallen zum 20. Mal die LeadAwards vergeben. Sie gelten als wichtigste deutsche Auszeichnung für Zeitschriften, Online-Medien – und in diesem Jahr erstmals auch für Zeitungen.

Eine Jury aus anerkannten Medienexperten sichtet mehr als 400 Publikationen und vergibt dabei Preise in insgesamt 18 Kategorien in den Bereichen Zeitschriften, Fotografie, Online und Werbung. Die Goldmedaille in der Königsdisziplin „LeadMagazin des Jahres“ gewann die Opernzeitschrift „Max Joseph“, die von der Bayerischen Staatsoper herausgegeben und von Hoffmann und Campe verlegt wird. Die Jury beeindruckte beim Corporate Publishing-Magazin, „wie ein eher elitäres und als verstaubt angesehenes Thema unglaublich frisch, zeitgemäß und für jedermann zugänglich umgesetzt wird“.

Das „SZ-Magazin“ eroberte in dieser Kategorie die Silbermedaille; Chefredakteur Timm Klotzek habe es verstanden, dem Blatt unter Beibehaltung seiner Identität weitere Relevanz zu geben. Bronze ging an „Vice“: Für die Gratiszeitschrift spricht nach Meinung der Jury das „absolute Alleinstellungsmerkmal im Segment junger Magazine“. Die Monatszeitschrift behandle aktuelle politische Themen ebenso wie Mode und Lebenswirklichkeit, spreche dabei aber eine völlig eigenständige Sprache, die den Nerv einer jungen Leserschaft treffe: „Hier wird bewiesen, dass Print auch für Konsumenten unter 30 funktionieren kann.“ 

In der Kategorie „Cover des Jahres“ siegte der „Spiegel“ mit seinem Titel zum Tode von Loriot, die Silbermedaille ging an „Titanic“ und ihren Hitler-Titel zu den Ermittlungspannen bei der Strafverfolgung der Nazi-Terrororganisation NSU („Wer kennt diesen Mann?“). „Vice“ holte auch in dieser Kategorie eine Bronzemedaille mit einem Klapp-Cover zum Afghanistan-Krieg. 

Auffallend in diesem Jahr war die Qualität und die Anzahl vieler neuer Nischen- und Independenttitel. „Der kreative Output war noch nie so gleichmäßig verteilt wie in diesem Jahr“, sagt der Jury- und LeadAcademy-Vorsitzende Markus Peichl. „Damit hat sich eine Entwicklung verfestigt, die wir bereits in den letzten Jahren festgestellt haben. Ob das daran liegt, dass kleine Publikationen weiter aufgeholt oder große weiter nachgelassen haben, wollen wir dahingestellt lassen.“ 

Als „Newcomer-Magazin des Jahres“ wurde „The Weekender“ (Dirk Mönkemöller) ausgezeichnet, „Muh“ aus dem gleichnamigen Verlag holte hier Silber, Bronze ging an „Die Kindertseitung“ (Daria Holme). In der Kategorie „Beitrag des Jahres“ siegte das „SZ-Magazin“ mit einem Beitrag zur Tsunami- und Atomkatastrophe in Fukushima: Er zeigt den Tag vor dem Unglück und endet genau in dem Augenblick, in dem die tödliche Welle Japan erreichte. Silber gewann der „Stern“ mit seiner Serie zum zehnten Jahrestag des Anschlags auf das World Trade Center in New York. Bronze holte das „Zeit Magazin“ mit einer Strecke über „die Sehnsucht, einfach mal zu verschwinden“. 

Als „Foto des Jahres“ wurde das Bild mit Gold ausgezeichnet, auf dem US-Präsident Obama und sein engster Beraterkreis zu sehen sind, während sie die Erschießung von Osama bin Laden auf einem Bildschirm live miterleben. Aufgenommen wurde es von Pete Souza, dem Fotografen des Weißen Hauses, der bereits vor zwei Jahren mit einem LeadAward ausgezeichnet wurde. Die Silbermedaille in dieser Kategorie holte Yuri Kozyrev mit einer Aufnahme aus dem Bürgerkrieg in Libyen, die in dem relativ unbekannten Nischentitel „Kraut“ gedruckt wurde. Bronze gewann ein Foto aus dem „Stern“, auf dem sich ein Liebespaar inmitten einer heftigen Straßenschlacht innig küsst. Die LeadAwards-Jury stellte fest, dass manche wichtigen Fotos von deutschen Bildredaktionen schlichtweg übersehen wurden. Es bestehe also durchaus Luft nach oben, um durch eine bessere Fotoauswahl die Qualität der Magazine zu verbessern. 

Zum ersten Mal in der 20-jährigen LeadAwards-Historie wurden in zwei neuen Kategorien auch Zeitungen ausgezeichnet. „Online übernimmt die Funktion von Zeitungen, Zeitungen übernehmen immer stärker die Funktion von Zeitschriften“, sagt der LeadAcademy-Vorsitzende Markus Peichl. „Was früher der Seite 3 vorbehalten war, zieht sich immer mehr über ganze Ausgaben. Dieser Entwicklung tragen wir jetzt Rechnung.“ Eindrucksvoll zeige sich der Trend bei den Medaillen-Gewinnern in der Kategorie „Zeitung des Jahres“: Gold holte die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“, Silber ging an „Die Zeit“, Bronze eroberte die „taz“. Alle drei Zeitungen beschränken sich nicht auf Nachrichten, sondern arbeiteten mit den konzeptionellen und gestalterischen Mitteln der Magazine, so die Jury: „Ein Vorreiter der Veränderungen ist die F.A.S., die seit ihrem Start vor elf Jahren wesentliche Impulse setzt.“ „Die Zeit“ habe es hingegen geschafft, einen traditionellen Ansatz gelungen in die Gegenwart zu übersetzen. Was trotz geringerer finanzieller Mittel machbar sei, beweise die Berliner Tageszeitung „taz“ mit „Witz, Originalität und Kreativität“. In der Kategorie „Einzelleistung des Jahres“ gab es zwei Goldgewinner: die „B.Z.“ mit ihrer „Ost-West-Ausgabe“ sowie „Die Welt“ mit der Ausgabe „Die Welt des Ellsworth Kelly“. Die „B.Z.“ brachte zwei Versionen ihrer sogenannten Ost-West-Ausgabe an den Kiosk: Im ehemaligen Osten fehlten die Berichte aus dem Westen, im Westen die aus dem Osten, um das Gefühl des einst geteilten Berlin zu veranschaulichen. „Die Welt“ hat den Künstler Ellsworth Kelly eine ganze Ausgabe gestalten lassen, was früher eher in Magazinen üblich war. Mit Silber ausgezeichnet wurde die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ für „Das Seite-Eins-Foto“: „Früher war es das Markenzeichen der FAZ, kein Foto auf der Titelseite zu haben. Jetzt gibt das Zusammenspiel von Text und Foto einen anderen Blick auf Welt.“ 

Jeweils Bronze für herausragende Einzelleistungen holten „Welt am Sonntag“ (für „Titelthema“) sowie die „Bild“ für “Die größte Zeitung der Welt“. Im XXL-Format seien bei der Bild-Sonderausgabe „Form und Inhalt Hand in Hand“ gegangen, indem alle Artikel einen Bezug zur Größe hatten. „Webmagazin des Jahres“ ist „Design Made in Germany“. Silber gewann FAZ.net, Bronze ging jeweils an „Deutsch-Türkische Nachrichten“ sowie an „Freunde von Freunden“. „Webblog des Jahres“ ist „Haw-Lin“, Silber holte „Strafblog“, den Bronze-Platz teilten sich „Castor & Pollux“ sowie „Querschüsse“. 

Als „VisualLeader des Jahres“, also als herausragende Persönlichkeit auf dem Gebiet des Grafikdesigns und der visuellen Gestaltung, wurde Chris Rehberger (Double Standards) mit Gold ausgezeichnet. Silber gewann Bela Borsodi (freischaffender Illustrator und Still-Life-Fotograf), Bronze ging an Tom Ising (Herburg Weiland). Gold in der Kategorie „Kampagne des Jahres“ holte Philipp und Keuntje für ihre Astra-Kampagne, Silber ging an die Agentur Heimat für ihre Hornbach-Kampagne, Bronze gewannen Daniel Josefsohn für seine Plakate und Viralspots für die Berliner Volksbühne sowie Oliver Voss für seine „Rolling Stone“-Kampagne.