Interview: Es stellt sich nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch wie Facebook genutzt wird

Glosse

Bringen Social Media Portale wie Facebook oder Twitter mehr Visits auf die eigene Homepage? Sind sie heute bereits ein Pflichtbestandteil für Unternehmen und Marken? Dies und mehr wollte medienmilch.de von Sebastian Schroer, Geschäftsführer der Groß & Stark Kommunikation, Hamburg, wissen:

Herr Schroer, Ihre Agentur Groß & Stark Kommunikation hat die beiden Online-Coummunities wer-weiss-was und Facebook miteinander verbunden. Vielleicht vorab ein Kurzprofil von wer-weiss-was?  

Sebastian Schroer:
wer-weiss-was ist das mitgliederstärkste deutsche Wissens-Portal mit knapp 500.000 registrierten Experten. Die Frage- und Antwort-Seite ist ein Urgestein des deutschen Internets, ging 1996 als Studentenprojekt online und wird von monatlich 9 Millionen Menschen genutzt. Täglich werden tausende Fragen auf wer-weiss-was.de beantwortet.  

Was war die Grundidee für die Verknüpfung der Communities?  

Sebastian Schroer:
Wir wollten die Stärken beider Plattformen miteinander verbinden. Das Know-how von einer halben Millionen deutschsprachigen Experten von wer-weiss-was und das beliebteste Social Network Facebook, das inzwischen von über 20 Millionen Deutschen monatlich besucht wird.   

Wie sieht diese Kooperation technisch und inhaltlich aus?  

Sebastian Schroer:
Auf der Seite apps.facebook.com/werweisswas können jetzt jegliche Fragen direkt an die passenden Experten von wer-weiss-was gestellt werden. Die Antworten erscheinen dann auf Facebook. Technisch ist dies eine so genannte Facebook App. Diese stellt die Verbindung zwischen wer-weiss-was und Facebook her. Dadurch kann der Facebook-Nutzer zusätzlich seine Facebook-Freunde befragen und sehen, welche Fragen von seinen Freunden gestellt oder beantwortet wurden.  

Wie sahen die Nutzer, Zugriffs- und sonstigen Statistiken bei wer-weiss-was vor der Kooperation und jetzt aus?  

Sebastian Schroer:
17.000 Menschen nutzen seit dem Start im November monatlich wer-weiss-was direkt über Facebook. Die Fans der Facebook-Seite haben sich seit dem Start der App mehr als verdreifacht. Das wichtigste Ziel aber war es, über Facebook neue Nutzer für wer-weiss-was zu gewinnen. Dieses Ziel haben wir erreicht und verzeichnen eine hohe Zahl an Neuregistrierungen.   

Losgelöst von unserem konkreten Beispiel: Wie sind Social Media und Apps generell als Trafficgenerator für Content-Anbieter einzuschätzen?

Sebastian Schroer:
Die Präsenzen in Facebook, Twitter & Co. können helfen, die Inhalte der eigenen Web-Angebote zu promoten. Zusätzlich kann hier aktive „Leserbindung“ vollzogen werden, denn die Fans und Follower sind hier persönlich bekannt. Mittels Umfragen, Gewinnspielen und Einladungen zu Events kann ein aktiver Dialog gepflegt und die Zielgruppe an die Marke gebunden werden. Einen guten Job macht da beispielsweise das Männer-Kochmagazin BEEF!, das auf Facebook 3.800 Fans hat (siehe: http://www.facebook.com/beef.de).  

Wann, würden Sie sagen, sind Kooperationen von Communities im Social Media Bereich generell sinnvoll, wann nicht?  

Sebastian Schroer:
Immer dann, wenn sich für beide Seiten Vorteile ergeben. Das war in unserem Fall gegeben. Für Communities, die sich eher als Wettbewerber zu Facebook positionieren, macht eine Zusammenarbeit natürlich keinen Sinn.  

Welche Online-Trends 2011 sehen Sie im Bereich Social Media und Apps?  

Sebastian Schroer:
Facebook wird bereits als „das zweite Internet“(Wirtschaftswoche) bezeichnet. Es stellt sich aus meiner Sicht nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch wie Facebook von Unternehmen und Marken genutzt wird. Ich sehe neben dem Marketing hohes Potential insbesondere bei Personalsuche, Kundenservice und Online-Verkauf.  

Was war Ihr persönliches Online-Highlight 2010?  

Sebastian Schroer:
Das iPad als neuer Standard fürs Sofa-Surfen.  

Was wollen Sie 2011 am liebsten nicht mehr online sehen?  

Sebastian Schroer:
Blinkenden, aufdringlichen Werbespam wie diesen: Sie sind der 100.000ste Besucher dieser Seite und gewinnen ein Auto.  

Das Interview mit Sebastian Schroer führte Oliver Hein-Behrens.    

Sebastian Schroer, 45 ist Geschäftsführer von Groß & Stark Kommunikation. Das Portfolio der Strategieberatung und Agentur für Unternehmenskommunikation 2.0  umfasst Social Media Beratung und Monitoring, den Aufbau von Social Media Relations sowie Mitarbeiterschulungen und Workshops. Außerdem entwickelt Groß & Stark für Kunden Applikationen für Facebook und mobile Endgeräte, wie das Apple iPad. Die Agentur wurde 2004 gegründet.