Scheibchenweise: Bye Bye WAZ-Redaktion

Kommentar

"Die WAZ Mediengruppe stellt sich in ihrem nordrheinwestfälischen Kerngebiet zukunftssicher auf. Deshalb wird die Westfälische Rundschau, die seit vielen Jahren Verluste in Millionenhöhe hinnehmen muss, grundlegend saniert." So die Pressemeldung der WAZ Mediengruppe. Im Klartext:

Die Pressemeldung weiter: "Die bisherige Redaktion der Westfälischen Rundschau ist geschlossen. Betroffen davon sind 120 Redakteure und Redaktionsmitarbeiter. Deshalb arbeitet die WAZ-Gruppe künftig mit anderen Verlagen zusammen. Im Einzelnen: Die Berichterstattung aus Arnsberg und Hagen übernimmt vollständig die Westfalenpost. Die Mantelthemen werden komplett vom Content-Desk der WAZ Mediengruppe geliefert. Die lokale Berichterstattung für Wetter/Herdecke und Ennepe-Süd wird zukünftig von der Westfalenpost vorgenommen, die in Wetter und Schwelm eine Lokalredaktion aufbauen wird. Die Ausgaben der Westfälischen Rundschau in Dortmund, Lünen und Schwerte werden ab Februar 2013 mit den lokalen Inhalten der Ruhr Nachrichten aus dem Verlag Lensing-Wolff beliefert. In gleicher Weise werden im Verbreitungsgebiet Unna und Kamen die Lokalteile mit Wirkung ab Februar 2013 vom Hellweger Anzeiger (Verlag Rubens) beliefert. Zum gleichen Zeitpunkt werden auch die im Märkischen Kreis erscheinenden Ausgaben vom Märkischen Zeitungsverlag beliefert."

Bülend Ürük von newsroom.de kommentiert dieses neue erschreckende Kapitel im Printsterben 2012/2013:

Verbittert, enttäuscht, resigniert - auf dem Altar der Banken hat die WAZ-Geschäftsführung beschlossen, die "Westfälische Rundschau" zuzusperren. Anstatt diesen Akt des Niedergangs mit Würde zu beenden, hält der Verlag einen vermeintlichen Wettbewerb in Westfalen aufrecht und lässt die Zeitung weiter erscheinen - ohne eigenes Team, ohne eine Idee, als pures Flickwerk und angewiesen auf konkurrierende Unternehmen.

Wieder einmal können sich die Herausgeber nicht entscheiden, für das Wohl der gesamten Mediengruppe einen klaren Schnitt zu machen. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Scheibchenweise lassen sich schlechte Nachrichten besser verkaufen. Die unfassbare Entscheidung der WAZ-Geschäftsführung ist dem Umstand geschuldet, dass die Haupteigentümer der WAZ-Mediengruppe, das Ehepaar Grotkamp, den Schuldenberg bei den Banken nur bedienen kann, wenn es seine Verträge erfüllt.

Dafür wird die "Westfälische Rundschau", einst starke Stimme der Sozialdemokratie und zuletzt nur noch ein Skelett ihrer selbst, geopfert, Menschen entlassen, die seit Jahren aufgrund des Arbeitsdrucks auf dem Zahnfleisch gehen, die in knappster Besetzung gegen Heimatzeitungen konkurrieren, die schon immer aufs Lokale setzen und überregional nicht den Anspruch haben, besser als die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zu sein.

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