TV-Tipp: Samstags-Dokumentation "Meine Schuld! – Das Leben hinter Gittern"

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Ständige Enge, Einsamkeit und Aggressionen – für rund 70.000 Insassen in deutschen Gefängnissen ist das Alltag. Vom Schläger bis zum Sexualtäter und Mörder leben hier alle unter einem Dach.

Doch sie teilen nicht nur ein „Zuhause“; viele hoffen auf ein anderes Leben nach dem Gefängnis, ein Leben mit Perspektive. In der Samstags-Dokumentation „Meine Schuld! – Das Leben hinter Gittern“ (am 25.05. um 22:00 Uhr bei VOX) begleitet Süddeutsche TV Menschen in ihrem Gefängnis-Alltag sowie bei dem Versuch, nach der Entlassung eine geregelte Existenz aufzubauen. Denn die größten Herausforderungen erwarten viele Gefangene erst nach der Haft.

Seit zwei Jahren verbüßt die 21-jährige Anne in einer Zehn-Quadratmeter-Zelle der JVA Chemnitz ihre Haftstrafe. Ihre Vergehen: mehrere schwere Körperverletzungen. „Wenn jemand die Hand hebt oder sich mir nähert, schlage ich sofort zu. Das ist reiner Selbstschutz“, erklärt Anne. Der Gefängnis-Alltag strapaziert sie sehr: „Es ist eigentlich kein Leben mehr. Man funktioniert nur noch.“ Besonders fehlen Anne ihre drei Kinder. Zwei von ihnen wurden in Pflegefamilien untergebracht, Kontakt besteht seitdem kaum noch. „Meine Kinder sagen Tante zu mir. Sie wissen nicht wirklich, wer ich bin“, so die Gefangene. Ihr drittes Kind kam während der Haft zur Welt. „Ich bin vom Gefängnis aus ins Krankenhaus gefahren und drei Stunden nach der Entbindung war ich wieder hier“, erinnert sich Anne. Das jüngste Kind lebt bei ihrem Ehemann. Doch auch hier besteht kein Kontakt, denn ihr Mann kommt sie nie besuchen. Natürlich kann Anne es kaum erwarten, wieder in Freiheit zu leben. Aber auch in Zukunft wartet eine große Aufgabe auf sie: Der Aufbau eines geregelten Lebens. Wenn möglich, gemeinsam mit ihren Kindern.

In einer der 317 Gefängniszellen der JVA-Oldenburg befindet sich der 44-jährige Jürgen in Untersuchungshaft. Immer wieder hatte Jürgen in seinem Leben mit Alkohol, Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit zu kämpfen, schon 22 Mal wurde er von Richtern zu kurzen Haftstrafen verurteilt. Doch bei seinem nächsten Prozess könnte sein Urteil „lebenslänglich“ lauten. An Weihnachten kam es zwischen seiner Lebensgefährtin und ihrem Schwager zu einem handgreiflichen Streit. Um seine Freundin zu beschützen, schlug Jürgen zu - und das mindestens ein Mal zu viel. „Ich war auch erschrocken, als ich bei der Polizei erfuhr, dass er tot ist“, erinnert sich Jürgen. Trotz Untersuchungshaft steht seine Lebensgefährtin Katrin immer hinter ihm, das Paar möchte sogar heiraten. Doch das Leben zwischen Gefängnis und Freiheit stellt ihre Liebe auf eine harte Probe: Nur eine Stunde Besuchszeit pro Woche ist dem Paar gestattet. Jürgen zieht aus den kurzen Treffen Kraft für seinen anstehenden Prozess. Katrin leidet jedoch darunter: „Nach den Besuchen geht es ihm besser, aber mir nicht, weil ich ihn hier lassen muss.“

Der 19-jährige Ekzon muss eine 15-monatige Haftstrafe im Jugendgefängnis der JVA Wuppertal verbüßen. Insgesamt 510 Haftplätze stehen hier zur Verfügung, von denen fast alle belegt sind. So wie viele jugendliche Straftäter hat auch Ekzon bisher keine Ausbildung absolviert und noch nie in einem festen Job gearbeitet. Im Gefängnis kann er lernen, den Tag zu strukturieren und Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen. Ein sechsmonatiger Lehrgang in der Gefängnisküche soll Ekzon den Weg in ein reguläres Berufsleben ebnen. Mit angeketteten Messern, eindeutigen Regeln und ständiger Überwachung bereitet er hier das Essen für seine Mitinsassen zu. Doch um sich in der Gefängnisküche zu beweisen und später in Freiheit Chancen auf einen Ausbildungsplatz zu haben, muss Ekzon vor allem die richtige Einstellung haben. Die Ansprüche an die Gefangenen sind für Thorsten Matt, Aufseher in der Gefängnisküche, eindeutig: „Ich erwarte von einem Häftling, dass er realisiert, dass er das alles nicht für uns oder die Gesellschaft tut, sondern für sich.“

Wie für diese und andere Menschen der Alltag hinter Gittern aussieht und wie sie den harten Kampf zurück in ein Leben in Freiheit aufnehmen, zeigt VOX in der Samstags-Dokumentation „Meine Schuld! – Das Leben hinter Gittern“ am 25. Mai um 22:00 Uhr.