Good Bye Brockhaus - Hello Wikipedia?

Kommentar

Ich bin Jahrgang 1964. Ein Wissen ohne Brockhaus war für mich vor den Zeiten des Internets genauso undenkbar wie ein WWW ohne Google.

Bei uns zuhause standen im Wohnzimmer im allerbesten Regal die vielen Bände des eleganten großen Brockhauses, immer griffbereit, um das Bildungsbürgertum der frühen Bundesrepublik Deutschland und mich etwas schlauer zu machen und schnell zu wissen, was was eigentlich ist. Das ging lange so, sehr lange.

Erst als ich als Student häufiger die WG und die Städte wechselte, verschwand der schnelle Wissensbringer von meinem Radar, zu schwer und zu mühsam waren die vielen Bände schon damals bei den Umzügen zu transportieren und der kleine Brockhaus, na ja, der war klein. 

Dann, irgendwann Mitte der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts entdeckte ich das zarte Plänzlein World Wide Web und mit ihm die Wissens-Sites und vor allem die Suchmaschinen. Wikipedia gabt es damals noch nicht, noch nicht. Heute schon. Seit Mai 2001 sind 1.594.992 Artikel zu Begriffen, Namen und Geschichte in deutscher Sprache dort entstanden. Es führt kein Weg an der Website vorbei, wenn man etwas zu einem Thema wissen will. Man könnte sagen, Wikipedia ist schon länger das Brockhaus von heute.

Also ein ganz natürlicher evolutionärer Prozess, dass Wikipedia als Bestandteil des Massenmediums Internet das Printwerk Brockhaus nun bald vollständig ersetzen wird? Mag sein, aber was machen wir, wenn der Strom doch einmal abgestellt wird? Dann werden sich einige von uns, die auf der Suche nach Wisen sind, das gute alte Brockhaus mit seinen dicken Einbänden wieder zurück wünschen. Versprochen. Denn Schallplatten sind schließlich auch wieder in. Die Antiquariate freuen sich jetzt schon ...