Politische Serien: House of Cards versus Borgen – die beiden Enden einer Skala

Kommentar

Ich gehöre zu den Glücklichen, die nicht nur die beiden ersten Staffeln von "Borgen – Gefährliche Seilschaften", sondern auch "House of Cards" gesehen haben. Beide haben nur eines gemeinsam:

Es sind TV-Serien, die im Umfeld der politischen Macht spielen. Ansonsten aber unterscheiden sie sich wie Feuer und Wasser.

In House of Cards zeigt Kevin Spacey alias Frank Underwood als erbarmungsloser US-Machtpolitiker gleich zu Anfang, wo der Hammer hängt und „erlöst“ einen armen angefahrenen Hund von seinen Qualen, indem er ihm das Genick bricht. Und das ist erst der Auftakt. In Borgen dagegen geschieht kein einziger Mord (Kriegshandlungen in Afghanistan einmal ausgenommen). Hier steht eindeutig der menschliche und persönliche Preis im Vordergrund, den politische Akteure für die politische Macht zahlen müssen. So muss Regierungschefin Birgitte Nyborg  alias Sidse Babett Knudsen alte Freundschaften opfern, ihren Ehemann mit einer anderen ziehen lassen und Überzeugungen auf dem Altar der Realpolitik opfern.

Die beiden Serien stellen sozusagen die beiden Enden der Skala für politische Serien dar. Die eine vollkommen gewaltfrei, die andere voll mit Gewalt. Nicht dass hier Missverständnisse aufkommen: Beide Serien sind absolut sehenswert, ja, sie ergänzen sich sogar auf einer Meta-Ebene. Bekomme ich bei House of Cards also beste Unterhaltung mit Mord, Totschlag, Intrigen und allem anderen Bösen serviert, was vor allem Männer kräftig unterhält, so bietet Borgen ganz in skandinavischer Tradition „Szenen einer politischen Ehe“ auf hohem Unterhaltungsniveau an – aber eben ohne Gewaltfaktor und damit sehr beliebt bei Frauen.

Am besten ist es also – unter dem Aspekt, dass das Fest der Geschenke naht, dass die Frau dem Mann Borgen schenkt und der Mann seiner Frau House of Cards oder auch gerne umgekehrt. Am wichtigsten ist doch letztendlich: alles zusammen anschauen!

Oliver Hein-Behrens