Fragwürdige Leistungen der Medienbranche in 2013

Meldung des Tages

Bereits zum sechsten Mal hat das Medienmagazin DWDL.de den Medienpreis "Der Goldene Günter" vergeben. Ausgezeichnet wurden fragwürdige Leistungen von Personen oder Unternehmen der Medienbranche im vergangenen Jahr.

Inspiriert ist der Preis durch eine Aussage des früheren ARD-Programmdirektor Günter Struve, der eine Ausgabe der Sendung "Schmidt & Pocher" öffentlich als "ziemlich ui-jui-jui" kritisierte. In Ehrung dieser charmanten, aber deutlichen Kritik, vergibt das Medienmagazin DWDL.de basierend auf Nominierungen der Leser seit 2008 den "Goldenen Günter".

Die Preisträger des Goldenen Günter 2013

Kategorie "Kampagne des Jahres":
Die mediale Hysterie zur Einführung des Rundfunkbeitrages erfasste in diesem Jahr auch vermeintlich seriöse Medien. Zahlreiche Fehlinformationen und Spekulationen hielten ein populistisches Thema immer wieder oben.

Kategorie "Abbruch des Jahres": Sat.1 für den Abbruch seiner Nachrichten am Abend der Papst-Wahl. Moderator Peter Limbourg bettelte on air förmlich um etwas mehr Sendezeit, um den Zuschauern den neuen Papst noch präsentieren zu können. Doch der Sender brach lieber ab, um einen Film pünktlich zu starten.

Kategorie "Unkenntnis des Jahres": Der Berliner Senat für das Verhindern der Sendung "Babyboom". Weil die Boulevardpresse die Adaption des britischen Doku-Format "One born every minute" kurzerhand als "Big Brother im Kreißsaal" betitelte, stoppte der Berliner Senat die Produktion, ohne zu wissen um was es eigentlich geht.

Kategorie "Film des Jahres": Der RTL-Katastrophenfilm "Helden - Wenn dein Land dich braucht" bot, mit viel Filmfördermitteln unterstützt, in diesem Jahr in erster Linie angeblich reihenweise handwerkliche Fehler und eine hanebüchene Story. Kritik, die die Macher nicht hören wollen.

Kategorie "Hype des Jahres": Die völlig unverhältnismäßige Berichterstattung über "Wetten, dass..?". Format und Moderator Markus Lanz wurden genüsslich auseinander genommen. Bei auf hohem Niveau sinkenden Quoten wurde die Berichterstattung jedoch erstaunlich unverhältnismäßig. Das ZDF gab sich jedoch auch reichlich Mühe, die Schlagzeilen zu befeuern.

Kategorie "Antritt des Jahres": Wolfgang Büchner für das Fingerspitzengefühl, noch vor seinem Amtsantritt als Chefredakteur des "Spiegel", mit der Personalie Nikolaus Blome sämtliche Redaktionsleiter gegen sich aufgebracht zu haben.

Kategorie "Panne des Jahres": Eine vorzeitig beendete Boxnacht im Ersten. Nach stundenlanger Vorberichterstattung stieg die ARD plötzlich aus, als es beim frühmorgendlichen Kampf zwischen Karo Murat und Bernard Hopkins Ende Oktober spannend wurde - um einen alten Film zu zeigen.

Kategorie "Verlag des Jahres": Die Funke Mediengruppe für die Entlassung der kompletten Redaktion der "Westfälischen Rundschau". 120 Mitarbeiter waren von dem harten Schnitt betroffen.

Kategorie "Fremdschämprogramme des Jahres": "Wild Girls" (RTL) und "Reality Queens auf Safari" (ProSieben) schickten unbekannte Promis der hinteren Buchstaben-Kategorie durch Afrika.

Kategorie "Interview-Gäste des Jahres": Katja Riemann für ihre Interview-Verweigerung in der NDR-Vorabendsendung "DAS!" und Katrin Sass für ihre peinlichen Hasstiraden gegen Peer Kusmagk im ZDF-Talk "Markus Lanz".

Kategorie "Offenbarung des Jahres": Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger gab im Oktober zur Mindestlohn-Debatte zu Protokoll, dass dieser die Zeitungszustellung auf dem Land gefährde. Bitter, wenn sich ein Geschäftsmodell nicht trägt, wenn alle Beteiligten halbwegs anständig bezahlt werden müssten.

Kategorie "ARD-Problem des Jahres": Die ARD-Brennpunkte. Winterstürme oder Gluthitze sind dem Ersten gerne mal einen "Brennpunkt" wert. Der NSA-Skandal galt dagegen als Quoten-Gift, so dass Programmdirektor Herres angeblich gegen sämtliche Chefredakteure sein Veto einlegte, um einer neuen Show mit Kai Pflaume nicht den Start zu verhageln.