Studie: Gefährdete journalistische Unabhängigkeit

Kommentar

Inwieweit beeinflussen Werbetreibende die redaktionelle Berichterstattung? Haben sie bei Gratisblättern mehr Einfluss als bei der klassischen Abo-Zeitung? Diesen Fragen spürt diese Studie erstmals empirisch nach.

Die "Chinesische Mauer", welche einstmals Redaktion und Anzeigenabteilung in Verlagshäusern strikt voneinander trennte, bröckelt zusehends. Dabei spielt die Kommerzialisierung der Medien eine besondere Rolle, weil sie für die zunehmende ökonomische Bedingtheit der journalistischen Produktion verantwortlich ist.

Dr. Colin Porlezza, Dozent für Entrepreneurial Journalism an der City University London, analysiert in seinem Fachbuch "Gefährdete journalistische Unabhängigkeit" die Folgen der sich verändernden Dominanz- und Dependenzverhältnisse zwischen Medienmanagement und Redaktion.

Im empirischen Teil werden fünf Gratiszeitungen in der deutschsprachigen Schweiz sowie - zum Vergleich - eine regionale Bezahlzeitung untersucht. Eine erste Teilstudie analysiert (Sonder-)Werbeformen aus den werbeintensivsten Märkten und deren Bezug zum redaktionellen Umfeld. Die zweite Teilstudie analysiert die journalistische Berichterstattung über sechs ausgewählte Werbetreibende.

Die Resultate zeigen, was kaum mehr überrascht: Gratiszeitungen mit einer starken Marktorientierung publizieren signifikant mehr positive Artikel über Anzeigenkunden, die ihrerseits einen hohen Werbeaufwand treiben.

Die Studie ist leider durch die Konzentration auf Gratiszeitungen aus der Schweiz so nicht auf Deutschland übertragbar. Sie ist aber allemal interessant für Medienprofis und eine gute Vorlage für eine ähnliche Studie von Medienwissenschaftlern für Deutschland.

Colin Porlezza
Gefährdete journalistische Unabhängigkeit
Zum wachsenden Einfluss von Werbung auf redaktionelle Inhalte
39,00 € (D) 1. Auflage 02-2014 , 290 Seiten ISBN 978-3-86764-461-7 Schriftenreihe: Forschungsfeld Kommunikation, Band 33
Verlag: UVK Verlagsgesellschaft mbH