Im Rahmen einer Gala im Künstlerhaus am Lenbachplatz in München wurden junge Journalisten in den Kategorien TV, Radio, Print, Online und Foto geehrt. Neben den Preisträgern in den einzelnen Kategorien wurde ein Beitrag besonders hervorgehoben:
Claas Relotius (Reportagen) wurde mit dem Beitrag "Der Mörder als Pfleger" als CNN Journalist of the Year 2014 ausgezeichnet.
CNN Journalist of the Year und Gewinner der Kategorie Print: Die Überalterung der Gesellschaft macht auch vor Meter hohen Gefängnismauern nicht Halt. In den USA steigt die Zahl dementer Häftlinge rapide, doch für deren Pflege fehlt vielen Haftanstalten das Geld. Ein kalifornisches Hochsicherheitsgefängnis geht deshalb neue Wege - und bildet die eigenen Insassen zu Pflegern aus. "Die Reportage 'Der Mörder als Pfleger' handelt von einem größeren gesellschaftlichen Problem, das auf eine poetische, interessante Weise erzählt wird. Claas Relotius ist es gelungen, im Kopf des Lesers Bilder zu erzeugen, die wie ein Film ablaufen", sagt Juryvorsitzender Franz Fischlin.
Die Preisträger der anderen Kategorien sind:
TV: Michael Strompen, Jo Schück ("ZDFzoom: Flucht in die Karibik - Die Steuertricks der Konzerne", ZDF)
Internationale Konzerne wie Volkswagen haben ein weitverzweigtes Netz an Finanztöchtern in Steueroasen. Alles ganz legal, wie Michael Strompen und Jo Schück auf ihrer Spurensuche lernen, die sie über Holdings in Holland und Niederlassungen in der Karibik zu Briefkastenfirmen in Delaware führt. "Die große Stärke dieses Beitrags ist, dass die komplexe Thematik von Steuerflucht der Konzerne sehr vereinfacht und spielerisch dargestellt wird. Die Autoren schaffen es, die vielen Zahlen, Daten und die komplexen wirtschaftlichen Verflechtungen ganz klar zu erzählen", heißt es in der Begründung der Jury.
Radio: Jenny Marrenbach ("Haiti Chérie. Das Geschäft mit der Hilfe", DLF/RBB/WDR)
Jedes Erdbeben, jeder Hurrikan und jede Überschwemmung treibt neue Helfer nach Haiti. Denen verdanken viele Einwohner ihr Leben - gleichzeitig haben sie den Alltag im Land grundlegend verändert. Zwischen Slums und Zeltstädten ist eine Parallelwelt mit bewachten Wohnkomplexen, Chauffeuren und teuren Drinks entstanden. "Jenny Marrenbach hat es geschafft, uns vor Augen zu führen, wie zynisch die Hilfsarbeiter sind", so die Jury. "Der Beitrag löst negative Emotionen bei dem Zuhörer aus und zeigt, dass die Katastrophe nicht vorbei ist, wenn die Medien nicht mehr darüber berichten."
Online: Christian Werner ("Die Spur der toten Kinder", DER SPIEGEL iPad)
Während der Bombardierung des Iraks 2003 wurden tausende Tonnen Munition mit abgereichertem Uran auf Städte wie Basra und Falludscha und ihre Bewohner geworfen. Nach dem Golfkrieg stieg die Krebsrate rasant an, jeden Tag werden missgebildete Kinder geboren. Unabhängige Berichte, Dokumentationen und Studien fehlen aber bis heute. Die Jury begründete ihre Entscheidung folgendermaßen: "Christian Werner verwendet in dem Beitrag neue Elemente, verschiedene Medienformen und spannende Grafiken, um die Geschichte zu erzählen. Mit dieser interessanten Darstellung schafft er es, den Inhalt in den Vordergrund zu rücken."
Foto: Birte Kaufmann ("The Travellers", emerge-Onlinemagazin für jungen Fotojournalismus)
In der Fotostrecke geht es um den Alltag der größten Minderheitsgruppierung Irlands. Sie haben einen nomadischen Ursprung und kommen aus der Tradition der Wanderarbeiter und Kesselflicker. Heute haben sie ihre Funktion in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts verloren und leben in einer Art Parallelwelt mit eigenen Bräuchen und Regeln. "Bei der Fotostrecke handelt es sich um eine moderne, junge Fotografie, die sich von den anderen Beiträgen abhebt", so die Juroren. "Birte Kaufmann liefert einen intimen, nahen Einblick in eine völlig fremde Welt."
Die Fachjury bestand in diesem Jahr aus: Franz Fischlin (Moderator, Redakteur und Reporter Schweizer Fernsehen), Frederik Pleitgen (CNN Korrespondent), Stefan Plöchinger (Chefredakteur sueddeutsche.de), Ingrid Thurnher (Moderatorin und Redakteurin ORF), Hans Demmel (Geschäftsführer n-tv), Kristin Zeier (Leiterin englischsprachige Radio- und Onlineredaktion Deutsche Welle) und Dominik Wichmann (Chefredakteur stern), der bei der Jurysitzung von Guiseppe di Grazia (Stellvertretender Chefredakteur stern) vertreten wurde.