Die mit je 6.000 Euro dotierten Auszeichnungen in der Sparte "Lokaljournalismus" gehen an Johannes Ehrmann für seinen Artikel "Wilder, weiter, Wedding" ("Der Tagesspiegel", Berlin), der lebendig und detailreich einen Berliner Problembezirk mit all seinen offensichtlichen Macken und versteckten Stärken porträtiert, sowie an Benjamin Piel für seinen Beitrag "Bettys erstes Mal" ("Elbe-Jeetzel-Zeitung", Lüchow), in dem der Autor direkt und ohne falsche Scheu über "Sexualbegleiter" berichtet, die behinderten Menschen zu sexuellem Erleben verhelfen.
Kai Strittmatter sowie Kerstin Kohlenberg bekommen den ebenfalls mit je 6.000 Euro dotierten Journalistenpreis der deutschen Zeitungen - Theodor-Wolff-Preis in der Kategorie "Reportage/Essay/Analyse": Strittmatter ("Süddeutsche Zeitung", München) erinnert in seiner Auslandsreportage "Wolfskind" an die beklemmende Zeit der Kulturrevolution in China, in der Kinder ihre Eltern als nicht parteitreu denunzierten und damit in den Tod schickten. Kohlenberg beschreibt in ihrem Bericht "Aufnahme läuft!" ("Die Zeit", Hamburg) ebenso anschaulich wie minutiös die Anstrengungen, heutzutage das Kapital für eine teure Filmproduktion aufzubringen und dabei vor Piraten zu schützen, die mit Raubkopien im Internet die Refinanzierung gefährden.
Ausgezeichnet und mit 6.000 Euro gewürdigt wird in der Kategorie "Meinung/ Leitartikel/ Kommentar/ Glosse" der Beitrag "Auf der Suche nach Adorno" von Peter Unfried ("taz - die tageszeitung", Berlin). Der Autor karikiert auf amüsante Weise ein allzu selbstgewisses Bildungsbürgertum. Der Preis für das Lebenswerk geht an Rudolph Chimelli. Jury und Kuratorium unter Vorsitz von Hermann Neusser (Verleger "General-Anzeiger", Bonn) würdigten den Auslandskorrespondenten der "Süddeutschen Zeitung" (München) als langjährigen Berichterstatter aus dem arabischen Raum, der kundig wie kaum einer bis zum heutigen Tag aus dieser den Europäern wenig vertrauten Welt berichte. Chimelli, Jahrgang 1928, sei ein Vorbild für Generationen junger Korrespondenten, weil er erkläre, statt zu urteilen.
Der Journalistenpreis der deutschen Zeitungen - Theodor-Wolff-Preis ist die renommierteste Auszeichnung, die die Zeitungsbranche zu vergeben hat. Sie erinnert an den langjährigen Chefredakteur des legendären "Berliner Tageblatts", Theodor Wolff (1868 - 1943). Wolff musste 1933 vor den Nazis ins französische Exil fliehen, wurde dort verhaftet und der Gestapo ausgeliefert und starb 1943 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin.