"Von Ausnahmen abgesehen, haben die Journalistinnen und Journalisten in der sogenannten Affäre Wulff 2011/12 ihre Wächterfunktion ernst genommen", erklärte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. Wulffs Freispruch vor dem Landgericht Hannover im Februar wie auch die Präsentation seines Buchs am heutigen Dienstag änderten nichts daran, dass es im Zusammenhang mit seiner Amtsführung als Bundespräsident Ungereimtheiten gegeben habe, denen die Medien nachgehen mussten.
"Auch aus heutiger Sicht ist Wulffs Anruf auf der Mailbox des BILD-Chefredakteurs als versuchte Einflussnahme auf die Berichterstattung zu bewerten", sagte Konken. Ob sich das Staatsoberhaupt durch anfangs ungeklärte private Kreditgeschäfte möglicherweise in Abhängigkeit begeben habe, sei für die Öffentlichkeit durchaus von Belang gewesen.
Selbstkritisch hätten sich die Medien bereits mit gelegentlich festzustellenden Übertreibungen auseinandergesetzt: "In einigen Punkten sind einige Kollegen über das Ziel hinaus geschossen", sagte Konken. Das ändere aber nichts an der Notwendigkeit, über die sogenannte Affäre Wulff zu berichten. Mit seiner Salami-Taktik, Informationen nur scheibchenweise heraus zu geben, habe der damalige Bundespräsident Medienrecherchen provoziert.