Irak: ROG sieht "größte Gefahr für Journalisten"

Kommentar

Schon vor der Offensive der Isis-Milizen im Irak waren Journalisten und Medien sind im Irak nach Erkenntnissen von Reporter ohne Grenzen (ROG) systematischer Gewalt ausgesetzt.

In verschiedenen Teilen Iraks häuften sich seit dem Herbst 2013 Morde und Angriffe auf Journalisten. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr mindestens elf Journalisten oder Medienmitarbeiter im Irak wegen ihrer Arbeit getötet. In Mossul etwa kursiert seit längerer Zeit eine Todesliste mit den Namen von 44 Journalisten; mehrere von ihnen wurden ermordet, ohne dass die Behörden nennenswerte Schritte zum Schutz der Betroffenen unternommen hätten.

Auch die Organisation Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIS) geht im Irak - wie zuvor schon in Syrien - seit mehreren Monaten immer unverhohlener gegen Medienschaffende vor. So bekannte sie sich zu einem Selbstmordanschlag auf den Sitz von Salaheddin TV in Tikrit, dem größten Fernsehender in der gleichnamigen Provinz. Bei dem Anschlag starben fünf Mitarbeiter des Senders. Die ISIS-Erklärung begründete die Tat damit, dass der Sender, der im Besitz der Regionalregierung ist, Lügen verbreitet und ein verzerrtes Bild der Sunniten im Irak gezeichnet habe. In Teilen Nordsyriens hat sich die Gruppe mit zahlreichen Drohungen, Angriffen und Entführungen von Journalisten einen Namen gemacht.

ROG-Geschäftsführer Christian Mihr: "Wenn die Dschihadisten von ISIS nun ihren Einflussbereich auf weitere Gebiete im Irak ausdehnen, bedeutet das nach allen Erfahrungen mit dieser Gruppe größte Gefahr für Journalisten. Die irakische Regierung steht in der Pflicht zu garantieren, dass Journalisten ohne Angst um Leib und Leben ihrer Arbeit nachgehen können. Schon vor den jüngsten Geländegewinnen für ISIS war das Klima für die Medien im Irak von zunehmender Einschüchterung gekennzeichnet; diese Entwicklung droht sich nun weiter zu verstärken."

Ausländische Journalisten im Irak sollten sich daher ständig sehr genau über die politische und militärische Entwicklung informieren, engen Kontakt zu ihren Redaktionen und zu den diplomatischen Botschaften ihrer Länder halten und sich in gefährlichen Regionen mit größter Vorsicht bewegen. Journalisten sollten derzeit nur nach sorgfältiger Abwägung der Risiken sowie mit angemessener Vorbereitung und Ausrüstung in die umkämpften Teile Iraks reisen.

Weitere Informationen zum Thema sind online unter www.reporter-ohne-grenzen.de/irak/ abrufbar.