Zapp-"Pflichtlektüre" zur Vertrauenskrise der Medien

Kommentar

Wer sich mit Medien ernsthaft beschäftigt, kennt Zapp (NDR). Das seit 14 Jahren existierende Medienmagazin ist zweifelos das Beste, was es in diesem Bereich im TV gibt. Das hat es jetzt wieder einmal eindrucksvoll bewiesen:

Das am 17.2.2016 ausgestrahlte Zapp-Magazin zum Thema "Medien in der Vertrauenskrise: Was zu tun ist" (hier der Link zur Sendung) von den Autoren Bastian Berbner und Sinje Stadtlich, ist "Pflichtlektüre" für alle Journalisten und Medienschaffenden! In der 30-minütigen Sendung führt Moderatorin Anja Reschke gewohnt professionell in das wichtige Thema ein:

Reschke und ihr Team machen das, was guten Journalismus außerhalb von meinungsbildenden journalistischen Grundformen auszeichnet: Fakten recherchieren und nennen (Beispiel: 44 Prozent einer Forsa/Stern-Umfrage stimmten im Oktober 2015 der Aussage zu, dass "die von oben gesteuerten Medien nur geschönte und unzutreffende Meldungen bringen"), Bürger zum Thema in Vox-pops fragen ("Ich denke, dass, um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen, bestimmte Dinge, die passieren, nicht offen berichtet werden."), Medienwissenschaftler und Journalisten kritisch befragen.

Besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das Interview mit den Ulrik Hagerupp, dem bekannten Nachrichtenchef des dänischen Fernsehens. Er hat die deutsche Berichterstattung zum Thema Flüchtlinge genau verfolgt und resümiert kritisch: "Die deutschen Medien haben den Menschen nicht die bestmögliche Version der Wahrheit präsentiert, so wie sie es tun sollten. Sie haben ein Bild gezeigt, wie sie es sich als Journalisten, als Elite für die Gesellschaft wünschen. Es ist nicht verboten, Angst zu haben, wenn tausende Flüchtlinge aus fremden Kulturen zun uns kommen. Ob das auch meine Meinung ist, ist egal. Aber wenn sie jemand hat, ist es völlig legitim. Also sollten wir sie auch abbilden."

Hier gab es - spätestens seit dem Ukraine-Konflikt - nachweisbar massive handwerkliche Defizite bei den Leitmedien, die das Vertrauen der Bürger in die Medien reduziert haben. Selbst die ARD-Vorsitzende Karola Wille kritisiert ihre Mitarbeiter beim Thema Flüchtlingsberichtertattung direkt: "Da hätte man am Anfang schon bei diesen vielen Themen (...)  fragen können, welche Themen kommen jetzt alle auf uns zu? Was passiert in den Schulen (...)? Wie schaffen wir das mit dem sozialen Wohnungsbau? Welche Themen müssen wir jetzt angehen? Wo ist die Politik nicht handlungsstark genug?"

Das verlorene Vertrauen der Bürger in die Medien kann nur zurückgewonnen werden, wenn zukünftig die aus solchen Fragen resultierenden Themen neben dem Mainstream wieder stärker fokussiert werden und dabei mehr Wert auf journalistisches Handwerk und journalistische Unabhängigkeit gelegt wird. Unnötig zu sagen, dass Journalisten für den zweiten Punkt Zeit und Freiraum benötigen. Leider das, was man ihnen in den letzten 10 Jahren aus betriebswirtschaftlichen Gründen immer stärker reduziert wurde.