Günter-Wallraff-Preis im Kölner Funkhaus verliehen

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Die Auszeichnung geht an türkischen Watchblog „Haber Nöbeti“ und Kommunikationswissenschaftler Uwe Krüger

Der Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik 2016 geht an die türkische Journalist/innengruppe „Haber Nöbeti“ (News Watch). Die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) e.V. zeichnet damit eine Organisation aus, die in Zeiten gravierender Einschränkungen der Pressefreiheit in der Türkei die Defizite der medialen Berichterstattung gerade aus der Krisenregion Osttürkei korrigieren will.

Seit Februar 2016 hat „Haber Nöbeti“ 68 Journalisten ehrenamtlich in den kurdischen Teil der Türkei geschickt, um über die dortigen militärischen Auseinandersetzungen zu berichten, über die ansonsten nur von lokalen Medien und nur unter Lebensgefahr berichtet wurde.

Der Günter-Wallraff-Preis wurde im Rahmen des Kölner Forums für Journalismuskritik verliehen, zu dem der Deutschlandfunk am 10. Juni 2016 eingeladen hatte. In ihrer Laudatio erklärte Deutschlandfunk-Chefredakteurin Birgit Wentzien: „Die Journalisten von Haber Nöbeti zeigen Solidarität mit ihren Kollegen im Osten der Türkei, die unter Lebensgefahr berichten, einem enormen Druck ausgesetzt sind und inhaftiert werden. Sie demonstrieren damit: Journalismus ist kein Verbrechen, sondern fundamental notwendig für eine freie Gesellschaft. Eine demokratische Botschaft, an die zu erinnern in der Türkei keine Selbstverständlichkeit ist, sondern die Menschen mit dem Leben bezahlen.“

Einen undotierten Sonderpreis des Vorstands der INA e.V. erhält in diesem Jahr Uwe Krüger. Der Kommunikationswissenschaftler der Uni Leipzig geht dem Vertrauensverlust in die Medien und den blinden Flecken der journalistischen Berichterstattung nach. Krüger untersucht Verflechtungen zwischen „Alpha-Journalisten“ einerseits und Polit- und Wirtschaftseliten andererseits und konstatiert eine „Refeudalisierung der Strukturen politischer Öffentlichkeit“.