Digitales Schreiben - der Kontext ist entscheidend

Kommentar

Längst macht das Schreiben im Internet einen Großteil unserer Alltagskommunikation aus. Wir pflegen damit unsere Kontakte, organisieren unsere Termine, wir informieren Freunde darüber, wo wir gerade sind und was wir genau tun, oder wir vertreiben uns schlicht die Zeit, wenn wir auf den Bus warten oder im Zug sitzen.

All das ist nur möglich, weil die meisten von uns mit einem kleinen Gerät ausgestattet und so praktisch immer und überall ›online‹ sind. Kann die Kommunikation außerhalb des Internets davon völlig unbeeinflusst bleiben? Die Antwort lautet sicherlich nein.

Wie genau aber das Schreiben im Internet unsere Alltagskommunikation verändert hat und weiter verändert, will dieser Essay in Buchform "Schreiben Digital - Wie das Internet unsere Alltagskommunikation verändert" klären. Die Autorinnen Christa Dürscheid und Karina Frick beschäftigen sich schon seit Jahren mit dem Thema SMS- und Internetkommunikation - und kommen zu dem Ergebnis: Es gibt darauf keine eindeutige Antwort. Ist das kurzweilige Buch damit also sinnlos und langweilig? Ganz und gar nicht, denn es ist eine lesenswerte Bestandsaufnahme zum Thema - und dies nicht nur für Sprachwissenschaftler, sondern auch für Non Digital Nerds. 

Eine wichtige Erkenntnis dabei: Der Kontext ist entscheidend! "Die Frage, was ´richtig´ oder ´falsch´ist, darf also nicht nur daran bemessen werden, was in den Regelwerken niedergeschrieben ist. Es kommt auch auf den Zweck de Schreibens an, auf das Medium, in dem geschrieben wird, und auf den jeweiligen Interaktionsrythmus: Je schneller die Nachrichten hin- und herwechseln, desto mehr wird akzeptiert, was aus normativer Sicht `falsch`ist."

Zweifelsohne, die beiden Autorinnen plädieren "für mehr Aufgeschlossenheit gegenüber sprachlichen Veränderungen" und regen damit zu Diskussionen über das korrekte digitale Schreiben an. Allein das ist schon lesens- und lobenswert.

Oliver Hein-Behrens