GEO-Reporter: Der Aufstand in Libyen ist im Kern keine Demokratiebewegung

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Eine Reporterin und ein Fotograf des Magazins GEO haben noch bis Freitag als letzte westliche Journalisten in Libyen gearbeitet. Ihre Analyse: Der Aufstand ist im Kern keine Demokratiebewegung - sondern er wurzelt in lange unterdrückten Clan-Konflikten.

Am Freitagmittag war Schluss mit der Recherche. GEO-Redakteurin Gabriele Riedle und Fotograf Kai Wiedenhöfer wurden von libyschen Offiziellen in ihrem Hotel abgeholt und ultimativ aus dem Land geworfen. Knapp drei Wochen lang waren sie zuvor, immer begleitet von Bewachern des "Informationsministeriums", durch das Land gereist, um eine politische Reportage aus dem Reich Gaddafis zu erarbeiten.

Sie erlebten Libyen und seine Menschen am Vorabend des Aufstandes - und erhielten durch Gespräche und Beobachtungen Einblick in dessen Hintergründe.

"Wenn die Proteste im Westen als Demokratiebewegung gewertet werden, basiert das zum Teil auf Wunschdenken", sagt die GEO-Reporterin. "Da ist viel Rache im Spiel von Stämmen, die nicht an der Macht sind, Rache auch für frühere Übergriffe auf andere Clans, Rache von Islamisten, deren Führer unter Gaddafi schon vor Jahren eingekerkert wurden."

Ein Blick auf die Machtkonstellationen lasse Böses erahnen: "Selbst wenn Gaddafi die Macht im Land abgeben würde, verhieße die Zukunft nicht viel Gutes."

Ein Interview mit Gabriele Riedle über ihre Eindrücke und ihre düstere Prognose ist unter www.geo.de/libyen abrufbar.