Kommentar: Huster und Nieser im Bus - ein Virus erreicht meinen Geist

Kommentar

Ich lebe in einer Millionenstadt. Ich fahre mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit und wieder nach Hause. Und nie habe ich mir ernsthaft über ein paar Nieser oder Huster in Bus oder Bahn Gedanken gemacht - bis Corona kam.

Der Virus, der inzwischen immer stärker die Öffentlichtkeit beschäftigt und für manche "12 Monkeys" zur Realität werden läßt, hat inzwischen auch meinen Pandemie-pseudohypersensibilisierten Geist erreicht.

Jeden Morgen, wenn ich in die volle S-Bahn der Pendler einsteige, merke ich es. Spüre ich es. Höre ich es. Es wird gehustet, Und genießt. Und gehustet. Und geniest.

Und ich warte auf den Tag, an dem es die ersten lauten Reaktionen von "Nichthustern und -niesern" geben wird: "Wie können sie nur hier so verantwortlos rumhusten?", "Unterlassen sie gefälligst das Niesen!", "Bleiben sie zu Hause, wenn sie krank sind und stecken sie uns gefälligst nicht an!" oder vielleicht einfach nur "Raus! Raus! Der Nieser muss raus! Oder ich gehe!"

Und ich spüre, wie ich mich frage, ob ich zu diesen Pöblern und Schreiern gehören werde? Oder ob ich als stiller Mitläufer denken werde: "Richtig so! Wie kann man nur so bescheuert sein, erkältet zur Arbeit zu fahren und andere anzustecken."

Der Virus, die Medien, die Menschen: Corona passiert und verändert uns jeden Tag ein wenig - und mit jedem Tag, an dem die Nieser, die Huster und der Virus näher kommen, steigt die Gefahr, dass wir irrationaler, emotionaler und gefährlicher werden. Hoffen wir also, dass wir besonnen bleiben. Dazu gehört aber auch, dass wir konsequent zu Hause bleiben, wenn wir erkältet sind! Bitte!