Deutsche Mobile-Business-Forscher erhalten internationale Auszeichnung

Meldung des Tages

Die Forschungsgruppe wi-mobile der Universität Augsburg hat erneut eine hohe internationale Auszeichnung erhalten: Eines der wichtigsten IS-Journale weltweit kürte die Augsburger Entwicklung einer Theorie im Bereich Mobile Viral Marketing zum besten Forschungsbeitrag des Jahres.

Das "Journal of Information Technology (JIT)" gehört dem "basket of eight" an und wird damit von der US-amerikanischen Association for Information Systems (AIS) zu den acht weltbesten Journals im Bereich Information Systems (IS) gezählt, der aktuelle ISI Journal Impact Factor beträgt 2,049. Nun hat das Journal erstmals einen Beitrag aus Deutschland zum "Paper of the Year" gekürt. Damit verbunden war die Nominierung zum besten weltweiten IS-Forschungsbeitrag des Jahres auf der Konferenz ICIS 2010 in den USA. In ihrem Beitrag "Mobile word-of-mouth – A grounded theory of mobile viral marketing" untersuchen die drei Autoren Key Pousttchi, Dietmar G. Wiedemann und Wolfgang Palka das Verhalten von Mobilfunkkunden im Bezug auf virales Marketing und entwickeln eine Theorie, mit der das Kundenverhalten in seiner Grundstruktur antizipiert wird. Möglich wird damit ein systematisches Entwickeln von Werbekampagnen, die auf einer "Win-win-Situation" von Werbetreibenden und Kunden aufbauen.Virales Marketing als strategischer Baustein für Facebook und Google.

Dabei werden Werbebotschaften, von denen die Kunden selbst überzeugt sind, wie elektronische Mund-zu-Mund-Propaganda über das Mobiltelefon weitergesendet, z.B. in Form von Coupons, Weblinks oder Mobile Apps. Weil die Kunden nun einerseits etwa für einen speziellen hochwertigen Rabattgutschein aus ihrem Bekanntenkreis nur Empfänger auswählen werden, bei denen sie ein wirkliches Interesse vermuten, und andererseits durch das Versenden im Sinne des klassischen Empfehlungsmarketings selbst die Qualität des beworbenen Produktes oder Dienstes bestätigen, kann nun eine Werbebotschaft viel zielgerichteter und wirksamer verbreitet werden als durch den üblichen Massenversand. Der mobile Kanal stellt hierfür zwar ein ideales Instrument bereit, folgt aber an vielen Stellen nicht den Regeln, die für andere Marketingkanäle gelten. Hier schafft die nun ausgezeichnete Theorie aus Augsburg ein Stück Klarheit. Von Bedeutung ist virales Marketing etwa als zentraler Bestandteil der Geschäftsstrategie von sozialen Online-Netzwerken wie Facebook. Auch der kürzlich gescheiterte Versuch von Google, für einen Milliardenbetrag die Firma Groupon zu übernehmen, zeigt die Brisanz dieses Forschungsgebietes der Universität Augsburg.

Die Methodik ist deshalb interessant, weil es dem Team mit dem traditionellen Methodenpluralismus der deutschsprachigen Wirtschaftsinformatik gelang, in einem Wissenschaftsgebiet erfolgreich zu sein, in dem international US-amerikanische quantitative Ansätze dominieren. Die Wirtschaftsinformatiker der Universität Augsburg haben damit in der aktuellen Debatte, ob Relevanz oder Rigorosität der Forschung das entscheidende Kriterium sein soll, gezeigt, dass man beides miteinander verbinden und international erfolgreich sein kann, ohne die eigene Forschungstradition und ihre Alleinstellungsmerkmale aufzugeben.

(Link zur Forschungsgruppe wi-mobile im Web)