Mitrauchzentrale - erste Raucher-Navi-App mit Nikotinpflasterwerbung?

Aufreger des Tages

Mal kurz mit der Kollegin aus dem dritten Stock auf eine Zigarette treffen? Auf Geschäftsreise beim abendlichen Cocktail mit anderen gemütlich einen Zigarillo genießen? Dank eines neuen kostenlosen Programms für Mobiltelefone sollen Raucher in Zukunft angeblich "nie mehr einsam auf dem Hotelbalkon oder unter windigen Vordächern ausharren müssen."

Der kostenlose Service für das iPhone und Android-Handys ermögliche laut Pressemeldung "seinen Nutzern mithilfe geografischer Lokalisierung, der Ausgrenzung von Rauchern Paroli zu bieten und sich die Freiheit zum Rauchen zurückzuholen".

Die App biete dabei "eine Vielzahl von Funktionen, die weit über ein einfaches Ortsverzeichnis hinausgeht. So können Nutzer die Raucher-Locations nicht nur bewerten und selbst neue Locations mitsamt Bildern hinzufügen, sondern auch untereinander Kontakt aufnehmen, sich Nachrichten senden und eine eigene Community von Raucher-Freunden generieren". Wahnsinn (husthust), was?

Zum offiziellen Start sollen bereits rund 2.000 Lokale und Plätze in allen deutschen Großstädten im System gespeichert sein. Ziel der Macher sei es, das alle Raucher mit iPhone und Android-Handys sich in einem "Akt der Notwehr und Selbsthilfe" zusammenschließen und ihre Lieblings-Locations eintragen. Wirklich?

Für Birgit Henrichsen aus Hamburg, die zu den Gründern der Mitrauchzentrale gehöre, sei das Angebot die logische Reaktion auf die um sich greifenden Rauchverbote. Die 44jährige Marketingexpertin habe im Team die Funktion der "Fackelträgerin" übernommen und informiere die Fangemeinde der Mitrauchzentrale zukünftig mittels Twitter und Social Media über Neuigkeiten rund um das Thema Rauchen. Das Ziel der MRZ-Macher beschreibe sie alles andere als bescheiden: "Wir wollen das Facebook des Rauchens werden." Soso!

Übringens: Im Impressum des Online-Auftritts der Mitrauchzentrale wird die Brand Health GmbH als Herausgeber ausgewiesen, eine Werbeagentur, die sich auf den Gesundheits- und Medizinbereich konzentriert hat und als Kunden auf ihrer Internetseite u.a. die Deutsche Krebsstiftung angibt, die bekanntermaßen kein Freund des Rauchens ist.

Ungewöhnlich, verwirrend - nicht, wenn das ganze ein Fake wäre, um z.B. im Rahmen einer Produkteinführung für ein Antirauchmittel elegant die Zielgruppe zu kontaktieren. Ist es aber nicht, meint Dr. Giuseppe Gianni, Geschäftsführer Brand Health in einem Telefonat mit medienmilch.de. Es wäre alles in Eigenregie ohne externe Auftraggeber realisiert worden. Es handele sich um eine eigenständige App. Aber natürlich könnten Health Care Unternehmen ausgewiesene Werbeflächen im Rahmen der App theoretisch für ihre Nikotinpflaster-Kampagne nutzen.