Journalisten-Umfrage: 74 Prozent sind nicht zufrieden mit der Verlagspolitik

Aufreger des Tages

Eine neue Umfrage der dpa-Tochter news aktuell und Faktenkontor mit knapp 700 Journalisten zeigt ein hohes Frustrationspotential in der Berufsgruppe in Bezug auf die Qualität der Berichterstattung:

74 Prozent der befragten Journalisten bemängeln, dass Verlage zu wenig tun, um die Qualität ihres Mediums trotz Personal-Einsparungen zu erhalten (74 Prozent). Sie kritisieren weiter, dass der Tiefgang der Berichterstattung abnimmt (73 Prozent), die journalistische Qualität sinkt (70 Prozent) und feste Redakteure am Ende Mehrarbeit durch die Freisetzung leisten müssen (65 Prozent).

Dass die Kostenreduzierung dagegen Mittel freisetzt für wichtige Innovationen halten 73 Prozent für eine leere Versprechung. Laut Umfrage fürchtet fast jeder zweite Journalist, dass die Unabhängigkeit eines Medienhauses unter der neuen Struktur leidet (48 Prozent).

Fast jeder zweite Journalist gibt laut Studie an, schon mal kleinere Geschenke (bis schätzungsweise 20 Euro) von PR-Beratern oder Unternehmenssprechern erhalten zu haben (44 Prozent). Fast ebenso viele Medienvertreter geben zu, auch schon mal zu aufwendigen Pressereisen (42 Prozent) oder Sport- und Musikevents eingeladen worden zu sein (39 Prozent). Gängig scheint auch die Einladung zum Essen, das bestätigte jeder dritte Befragte (35 Prozent). Wie erfreulich zu sehen, dass laut Studie dennoch jeder Fünfte sagt, er sei noch nie "bestochen" worden (22 Prozent).

Die Meinung der Journalisten über die allgemeine Lage der Medienbranche in 2010 ist geteilt. Für fast jeden zweiten Medienmacher war sie in 2010 "nicht zufriedenstellend" (47 Prozent), fast ebenso viele empfanden sie immerhin "akzeptabel" (45 Prozent). Am besten fühlen sich laut Studie Redakteure beim Rundfunk ("akzeptabel": 53 Prozent), gefolgt von den Kollegen aus den Pressebüros ("akzeptabel": 50 Prozent). Besonders unzufrieden mit der Situation in 2010 sind Journalisten in Nachrichtenagenturen ("nicht zufriedenstellend": 65 Prozent) sowie bei Tageszeitungen ("nicht zufriedenstellend": 49 Prozent). Auch jeder zweite freie Journalist klagt über die aktuelle Lage der Medienbranche ("nicht zufriedenstellend": 49 Prozent). Als "glänzend" beurteilen nicht mal zwei Prozent die Lage in 2010. Jeder Zwanzigste bewertet sie sogar mit "katastrophal" (5 Prozent).

Untersuchungsdesign: Internetbefragung
Zielgruppe: Journalisten
Befragungszeitraum: 9. bis 15. November 2010
Teilnehmer: 693 Journalisten verschiedener Medien
Die Ergebnisse sind auf eine Nachkommastelle gerundet.
Die vollständigen Ergebnisse finden Sie hier: http://www.newsaktuell.de/kataloge/MT112010