Deutsche Versicherungen können Social Media nicht?

Bad News

Attensity Europe GmbH hat eine Studie zur Adaption von Social Media in der deutschen Versicherungswirtschaft vorveröffentlicht. Die erste Analyse zeigt, dass ein Großteil der Unternehmen die Chancen sozialer Plattformen zur Erhöhung der Markenwahrnehmung und zur Intensivierung des Kundendialogs vernachlässigen.

Die meisten deutschen Versicherer hätten daher angeblich den Anschluss an den internationalen Wettbewerb wahrscheinlich bereits verloren. Ein großer deutscher Versicherungskonzern beispielweise sei bei Facebook mit 16 separaten Pages präsent. Die Mehrzahl davon weisen allerdings nur vernachlässigbare Besucherzahlen auf. Offenkundig finde auch kein regelmäßiges Management statt. Dies lasse vermuten, dass diese Präsenzen von verschiedenen Akteuren erstellt worden sind, um vermeintliche Darstellungslücken des Unternehmens zu schließen. Unter den deutschen Versicherungs-Unternehmen hätten lediglich die Allianz, die R+V Versicherung und die ERGO Versicherungsgruppe mehr als 1.000 "Zustimmungen" erhalten. Alle anderen Versicherungen seien auf Facebook praktisch nicht vorhanden.

Ein ähnliches Bild zeichne sich beim Micro-Blogging ab: Auf Twitter gelinge es nur der Allianz und der Gothaer Allgemeinen Versicherung, mehr als 1.000 Follower anzulocken. Für lediglich 38 der 110 bilanzstärksten deutschen Versicherungsunternehmen lässe sich überhaupt eine Twitter-Präsenz nachweisen. Der Großteil der deutschen Versicherungen sei auf dieser Plattform so gut wie nicht vertreten. Und noch etwas zeige sich am Beispiel Twitter: Ausländische Konkurrenten nutzen Micro-Blogging viel intensiver. Die Reichweite liege bis zu fünfmal höher, was sich allerdings nicht nur durch unterschiedliche Heimatmärkte erklären lässt.

Lediglich 18 deutsche Versicherer nutzen YouTube für ihre Unternehmenskommunikation. Keinem deutschen Versicherungs-Unternehmen bescheinigt die Studie einen wirksamen Umgang mit dieser bedeutenden Plattform. Vier von fünf untersuchten Unternehmen seien überhaupt nicht auf YouTube vertreten. Die Mehrzahl unter ihnen ist hier erst in den letzten beiden Jahren aktiv geworden. Die Anzahl der geposteten Videos und Subscriber bewegen sich allerdings im ein- und zweistelligen Bereich. 

Auch auf dem größten internationalen Fotoportal Flickr sind deutsche Versicherungsfirmen praktisch nicht präsent. Lediglich die AXA Versicherung nutzt das Portal und bietet dort gut 1.000 Bilder des „AXA PPP healthcare photography club“, der damit seine Arbeiten und Ausflüge dokumentiert

Zur Attensity-Studie „Social Media in der Assekuranz“: Im Zeitraum vom November 2010 bis einschließlich Februar 2011 hat die Fachhochschule Kaiserslautern in enger Kooperation mit der Attensity Europe GmbH die Nutzung, Verbreitung und Wahrnehmung von Social Media innerhalb der deutschen Versicherungswirtschaft untersucht. Dazu wurden Kanäle, Mediennutzung, Userzahlen, Blogbeiträge, Nachrichten in Onlinemedien, Forumsbeiträge, Kommentare und Facebook-Anmerkungen erfasst und nach Themen, Stichworten und Assoziationen ausgewertet. Die Studie konzentriert sich auf die hundert größten Versicherungsunternehmen in Deutschland.